Kino

Alice Schwarzer und die "echten Männer"

Charisma, Chuzpe und null Berührungsängste: Sabine Derflingers Filmporträt erklärt den Erfolg der deutschen Parade-Feministin. Doch etwas Entscheidendes daran hätte die junge Alice sicher nicht goutiert.

In Deutschland bin ich immer ein bisschen exotisch geblieben“, sagt Alice Schwarzer. Da steht sie und plauscht auf einer Brücke in Köln. Und spricht plötzlich zwei stämmige Typen an, die gerade vorbeispazieren: „Echte Männer! Gibt's auch noch, ne?“ Schon rennt der Schmäh: Ob Schwarzer den Papageienbaum hier kenne? „Ja, aber wenn man da drunter steht, wird man vollgeschissen!“ Und haben die Männeken schon das Fünf-Liter-Fass von Päffgen probiert? Die machen ja sowieso das beste Bier!

Exotisch wirkt Schwarzer in dieser Szene nicht. Vielmehr ganz in ihrem Element. Wie auch in den meisten anderen Szenen, aus denen sich Sabine Derflingers so schlicht wie gravitätisch „Alice Schwarzer“ betiteltes Doku-Porträt der prominentesten deutschen Feministin zusammensetzt. Deren Charisma – gleichermaßen intellektuell und bodenständig, verspielt, penibel und gewitzt, gefühlvoll und moralisch unerbittlich – ist Trumpf des Films: Es eröffnet Schwarzers Wirkmacht als feministisches Idol auch jenen Publikumsteilen, die mit ihrem Wirken nur oberflächlich vertraut sind.

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