Finnland sprintet Richtung Nato. Für Wladimir Putin ist die Zäsur an Russlands Grenze eine große „strategische Niederlage".
Helsinki/Wien. Die Finnen sind das glücklichste Volk der Welt. Sagen Umfragen. Die Finnen sind zurückhaltend mit Worten. Behauptet das Klischee. In Finnland brauchen sie zum Beispiel nur zwei Absätze, um Geschichte zu schreiben. So kurz war die Erklärung, die der Präsident, ein Konservativer, und die Regierungschefin, eine Sozialdemokratin, verbreiteten. Sie raten darin zu einem „unverzüglichen“ Nato-Beitrittsantrag. Die Schweden werden wohl mitziehen.
Die Nordeuropäer zeichnen Europas Sicherheitslandkarte neu. 1340 Kilometer misst Finnlands Grenze zu Russland. Sie zieht sich vom eisigen Lappland bis hinunter nach Karelien. Sie ist die längste der EU – und bald auch der Nato. Oder anders: Mit Finnlands Beitritt wird sich die Ostflanke des Militärbündnisses auf einen Schlag verdoppeln. Eine Zäsur, die noch vor wenigen Monaten als nicht nur unwahrscheinlich, sondern als undenkbar galt. Jahrzehntelang wünschte sich nur eine kleine Minderheit von 20 Prozent in die Nato. Aber die Bilder von den ukrainischen Schlachtfeldern haben das Stimmungsbild auf den Kopf gestellt. Die Zustimmung zur Nato kletterte zuletzt auf 76 Prozent.