Oliver Jens Schmitt untersucht das Verhältnis der rumänischen Kirche zu Staat und Gesellschaft. Am Faschismus kommt er dabei nicht vorbei. Schlüsselfigur ist der Führer der Legionärsbewegung Corneliu Zelea Codreanu.
Auf einem Schimmel sei dereinst der rumänische Faschist Corneliu Zelea Codreanu in ein siebenbürgisches Dorf eingeritten. Schweigend. Wie einen heiligen Krieger hätten ihn die Bauern und ihre Familien verehrt. Beobachtet hat das ein jüdischer Bub, der spätere Faschismusforscher Nicholas Nagy-Talavera (1929–2000). Er berichtete von einer mystischen Aura, die den Gründer der „Legion Erzengel Michael“ in den 1930er-Jahren umgeben hätte.
Diese Anekdote prägte lange Zeit den Blick westlicher Geschichtsschreibung auf die rumänische faschistische Bewegung. Sie faszinierte auch den Historiker Oliver Jens Schmitt. Vor wenigen Jahren legte er die erste Biografie des 1938 von den damaligen Machthabern ermordeten Faschistenführers vor. Aktuell gilt sein Fokus dem Verhältnis der orthodoxen Nationalkirche zu Staat und Gesellschaft – an Codreanu kommt man da nicht vorbei.