Seit die Möglichkeit besteht, jeden Tag unzählige Fotos zu machen, die anschließend in der Cloud gespeichert, sortiert und kategorisiert werden, um später als automatische Slideshow abgespielt zu werden, wird ein Teil unseres Lebens erzählt, ohne dass wir etwas dafür tun.
Tag für Tag sind wir in sozialen Medien Rezipienten kleiner autobiografischer Erzählungen weitgehend fremder Menschen. Tiktok spült mir zum Beispiel seit einiger Zeit die Videos eines jungen Paares aus Berlin in den Strom unzähliger Videoclips. Ich sehe sie beim Kochen in ihrer Altbauwohnung, beim gemeinsamen Lesen, beim Malen, auf Reisen und beim Yoga praktizieren, die sanfte Musik erzeugt den Eindruck eines angenehmen, zufriedenen Lebens voller Ruhe und Zuneigung. Viele der Videos wirken wie zusammengeschnittene Fassungen romantischer Arthouse-Filme.