Die Weizenernte in der Ukraine wird heuer mager. Die Häfen des Landes sind blockiert. Das hat Folgen für die weltweite Ernährungssicherheit.
Wien. Zumindest der russischen Getreideproduktion kann der Krieg nichts anhaben, jedenfalls nach den Worten des russischen Autokraten, Wladimir Putin, am Donnerstag. Während der Kreml seine Streitkräfte in der Ukraine wüten lässt, könnte die russische Ernte heuer den Rekord von 2020 übertreffen, damals wurden 135,5 Millionen Tonnen Getreide produziert. Kann Russland also auf den Weltmärkten die herben Ernteausfälle ersetzen, die der Ukraine heuer drohen? Fraglich. Denn aus der Ukraine kam prompt der Vorwurf: Wenn Putin mehr Exporte verspricht, dann deshalb, weil seine Soldaten nicht nur für Zerstörung sorgen, sondern auch ukrainische Lager plündern. Ob Ernteausfälle, blockierte Schwarzmeerhäfen oder Unsicherheit an den Rohstoffbörsen: Der Krieg hat große Auswirkung auf die weltweiten Agrarmärkte. Und in manchen Regionen steht durch ihn die Ernährungssicherheit auf dem Spiel. Ein Überblick.
1. Gehört die Ukraine zu den größten Playern auf den internationalen Agrarmärkten?
Als Getreideproduzent ist die Ukraine deutlich kleiner als etwa China, Indien oder die USA. Diese Länder müssen aber Hunderte Millionen Menschen ernähren, die Ukraine hatte vor Kriegsausbruch rund 44 Millionen Einwohner. Bei Weizen kommen etwa vier Prozent der weltweiten Produktion aus der Ukraine, dafür stammen aus dem Land zehn Prozent aller Weizenexporte. Auch bei anderen Getreidesorten wie Gerste oder Mais gehört die Ukraine – wie Russland – zu den größten Exporteuren (siehe Grafik).