Literatur

Rachel Cusk: Die verbreitete Unsitte der Unhöflichkeit

Rachel Cusk
Rachel CuskSuhrkamp Verlag
  • Drucken

Gedanklich brillant, trotzdem einfach zu lesen: Rachel Cusks Essayband „Coventry“.

To send someone to Coventry“ meint im Englischen, jemanden vollständig auszugrenzen, ihn so zu behandeln, als sei er unsichtbar und unhörbar, heißt es im titelgebenden Essay von Rachel Cusks Essayband „Coventry“. Über die Herkunft der Redewendung sei nichts bekannt, heißt es weiter, wahrscheinlich habe sie mit der Tatsache zu tun, wie sehr das Städtchen Coventry und seine Kathedrale im Krieg gelitten haben. Heute, fährt Cusk dann fort, sei „Coventry eine gewöhnliche Stadt in den Midlands, die ihre Verluste wenn nicht verstanden, so doch immerhin überlebt hat“. – Man könnte diesen Satz als Schlüsselsatz für den gesamten Essayband begreifen, aus dem sich auch die Metapher des Titels erklärt: Denn alle Essays in „Coventry“ erzählen vom zwischenmenschlichen Zusammenleben, vorzugsweise im engsten Familienkreis, von den (Illusions-)Verlusten, die wir dabei zwangsläufig erleiden, und von deren Konsequenzen, und das ohne den Anspruch zu erheben, sie vollständig verstanden zu haben, das Überleben – in Gemeinschaft – durch das Nachdenken über eigene Gefühle und Konfliktursachen aber doch zu erleichtern.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.