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Michael Saylor: Die Nöte des größten Bitcoin–Fans

„Bitcoin fixes this“, Bitcoin bringt das in Ordnung. Davon ist kaum jemand so überzeugt wie Michael Saylor.
„Bitcoin fixes this“, Bitcoin bringt das in Ordnung. Davon ist kaum jemand so überzeugt wie Michael Saylor.(c) APA/AFP/GETTY IMAGES/Marco Bello
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Der Chef der Softwarefirma Micro Strategy mag Bitcoin so wie sonst keiner. Sein Unternehmen ist einer der größten Bitcoin-Eigentümer der Welt und hat dafür auch Schulden aufgenommen. Genau das könnte zu Problemen führen.

Bitcoin fixes this – Bitcoin bringt das in Ordnung. Dieses Credo aller Bitcoin-Enthusiasten hat Michael Saylor nicht bloß einmal getwittert. Und selbstverständlich präsentiert er sich auf der sozialen Plattform auch mit Laseraugen, dem Erkennungszeichen der Bitcoin-Jünger. Saylor sieht in Bitcoin den Ausweg aus Inflation, Armut, wachsendem Staatseinfluss und überhaupt fast allen Problemen der Menschheit.

Bereits als Kind wollte er ein Rockstar werden, bei seinen Anhängern hat er jetzt den Status eines Rockstars. Auf der Bitcoin-Konferenz in Miami im April jubelten ihm die Massen zu, als er dazu aufrief, Bitcoin zu halten und nie mehr zu verkaufen.

Bitcoin auf Pump gekauft

Hauptberuflich ist der 57-Jährige Chef und Gründer von Micro Strategy, einer Softwarefirma, deren Aktienkurs sich vom Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende nie richtig erholt hat. Bis die Firma im August 2020 ankündigte, 250 Mio. Dollar in Bitcoin investiert zu haben. Das sollte nicht alles bleiben. Micro Strategy kaufte weitere Bitcoin und wurde von Anlegern als eine Art Bitcoin-Fonds gehandelt. Der Kurs verachtfachte sich. Schließlich nahm Micro Strategy gar einen Kredit in Höhe von 205 Mio. Dollar bei der Silvergate Bank auf, um weitere Bitcoin erwerben zu können. Dafür musste man Sicherheiten in doppelter Höhe, also von 410 Mio. Dollar, hinterlegen.

Mit fast 130.000 Bitcoin (derzeitiger Wert: 3,9 Mrd. Dollar) ist das Unternehmen einer der größten Bitcoin-Inhaber der Welt. Saylor ist von dem Potenzial der ältesten Kryptowährung überzeugt: „Bitcoin ist das dominierende digitale Zahlungssystem. Die nächste Milliarde Mitglieder wird Billionen zahlen, um dabei zu sein. Ihr solltet als Erste dabei sein“, appellierte er einmal an seine Fans. Und er hält Bitcoin für geeignet, um Vermögen über die Zeit zu retten: „Das Faszinierende an Bitcoin ist nicht, dass man es an jemanden überweisen kann, der 10.000 Meilen entfernt ist, sondern an jemanden, der 10.000 Tage weg ist.“

Doch nun befindet sich Bitcoin in einer schlimmen Ausverkaufsphase. Das passiert nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte. Im Jahr 2018 etwa fiel der Kurs von fast 20.000 auf 4000 Dollar. Viele Neuanleger, die seit der Covid-Krise Bitcoin gekauft haben, haben aber noch keine solche Phase erlebt. Riefen sie einander zunächst noch dazu auf, den Kursrücksetzer für Käufe zu nutzen („Buy the Dip“), so machte sich bei vielen inzwischen Verzweiflung breit, als sie kein Geld mehr zum Nachkauf hatten – und Bitcoin weiter fiel. Saylors Appelle, keine Bitcoin zu verkaufen, verhallten ungehört.

Auch so mancher Micro-Strategy-Aktionär macht sich nun, da der Bitcoin-Preis im freien Fall ist, Sorgen. Der Kurs von Micro Strategy ist wieder in jenen Bereich gefallen, im dem er sich vor dem Bitcoin-Einstieg befand. Saylor erklärte kürzlich auf Twitter, Bitcoin müsse schon unter 3562 Dollar fallen, damit dem Unternehmen die Bitcoin zur weiteren Besicherung des Kredits ausgehen.

Ganz so einfach ist die Sache wohl nicht. Kürzlich hat Phong Le, Finanzchef von Micro Strategy, gesagt, dass bei einem Bitcoin-Preis von 21.000 Dollar wohl ein „Margin Call“ auf das Unternehmen zukomme und es gezwungen wäre, zumindest ein paar Bitcoin zu verkaufen, sofern man sich mit der Silvergate Bank nicht auf die Hinterlegung weiterer Bitcoin einigen könne. Zudem hat Micro Strategy auch noch andere Verbindlichkeiten in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar, für die es zwar keine Bitcoin hinterlegen, aber regelmäßige Raten zahlen muss.

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