Konzertkritik

Busonis Utopie, Schumanns „tiefe Klage“

Versuch, die „Kunst der Fuge“ zu vollenden: Pianist Igor Levit war mit einem interessanten Programm im Musikverein.

„Dieses Stück ist eine nicht fassbare Utopie“ meinte Igor Levit im lockeren Post-Konzert-Gespräch im Brahms-Saal: „Keine Sorge, es geht mir ja auch so.“ Obwohl Busoni für Levit stets „ein Dreh- und Angelpunkt“ war, hat selbst er Schwierigkeiten, dessen monumentale „Fantasia Contrappuntistica“ zu verarbeiten. Dieser halbstündige Versuch, die letzte Fuge aus Bachs ,Kunst der Fuge‘ zu vollenden, war die Krönung des Abends.

Levit zog es ja immer schon zu den Stücken der Extreme, sei es „Vexations“ von Erik Satie, das er im ersten Lockdown in 15 Stunden aufführte, oder Ronald Stevensons „Passacaglia on DSCH“, die er am Samstag im Gläsernen Saal spielte. Wer dafür ein Ticket kaufte, wusste, was einen da erwartete. Am Freitagabend war es aber das übliche Musikvereinspublikum, das die gnadenlose Spannung, die Levit durch das ganze Stück aufrechterhielt, mit einer Mischung aus gespannter Ehrfurcht und nervösen Rascheln quittierte. Der stürmische Applaus zum Schluss wirkte wie eine Befreiung.

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