Volksoper

Der alte Mann und der schöne Knabe

Mit Mitgliedern des Staatsballetts: Victor Cagnin als Tadzio, Rainer Trost als Aschenbach.
Mit Mitgliedern des Staatsballetts: Victor Cagnin als Tadzio, Rainer Trost als Aschenbach.(c) Volksoper/Barbara Pálffy
  • Drucken

Würde die Handlung von Brittens „Tod in Venedig“ in einem heutigen Werk durchgehen, ohne wegen Pädophilie-Verherrlichung gecancelt zu werden? Auch darüber kann man bei einer geglückten Inszenierung grübeln.

Vor der Volksoper schien noch die Wiener Abendsonne, drinnen war das Premierenpublikum schon im verregneten München. Gustav von Aschenbach spazierte im Englischen Garten, ein kleiner Mann mit runder Brille und beginnender Glatze. Er ist ein Alter Ego Thomas Manns, mit dem Äußeren von Gustav Mahler, dessen Tod den Schriftsteller berührte.

Die Begegnung mit einem schrägen Wanderer – die erste von sieben allegorischen Figuren, angelehnt ans antike Totenreich – wirft den wohlorganisierten Protagonisten aus seiner Bahn. Es beginnt eine spontane Reise in den Süden, die Leidenschaft und Untergang bringt.

David McVicars Inszenierung geht mit dem Text ähnlich behutsam um wie Benjamin Britten und seine Librettistin Myfanwy Piper mit der Novelle Manns. Als Bühnenbild dienen bewegliche Säulen in Schwarz, die immer neue Räume schaffen und den Fokus auf die aufwendigen Requisiten und Kostüme richten, die den dekadenten Prunk der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg authentisch widerspiegeln. Es kommt der Stimmigkeit der Inszenierung zugute, dass für all das Vicki Mortimer in Personalunion verantwortlich ist. Dass die Szenen am sonnigen Lido und im Grandhotel so lebendig wirken, ist der exzellenten Belichtung Paule Constables zu danken. Sehr gekonnt auch der Einsatz von Bühnennebel, der mal als Dampf im Bahnhof, mal als sonniges Wölkchen über dem Meer die Szene bereichert.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.