Virologe und Gecko-Mitglied Andreas Bergthaler spricht über die Ansteckungsfähigkeit sowie Pathogenität neuer Varianten, die vier Szenarien für den Herbst und darüber, wie die Regierung mit falscher Kommunikation Vertrauen in der Bevölkerung verspielt hat.
„Dass Österreich bei der Verfügbarkeit von verknüpften Daten immer noch so schlecht dasteht, ist kaum entschuldbar, weil wir mit diesen Daten ein überaus wertvolles Instrument in der Hand hätten, um die Wirksamkeit von Maßnahmen zu hinterfragen und nachzuweisen“, sagt der Virologe Andreas Bergthaler, Professor für Molekulare Immunologie, Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie an der Medizinischen Universität Wien und Mitglied der Krisenkoordination Gecko. „Wenn beispielsweise in Dänemark eine neue Variante auftaucht, können die dortigen Gesundheitsbehörden zentral nachverfolgen, wie es den Infizierten zwei, drei Wochen später ergangen ist. Damit lassen sich klinische Verläufe und Impfschutz rasch erheben. Das ist in Österreich so immer noch nicht möglich.“
Im Hinblick auf den kommenden Herbst sei der unsicherste Faktor bzw. die größte Herausforderung „nicht unbedingt auf Virus-Seite zu suchen, obwohl die vier Szenarien genau das suggerieren. Vielmehr wird es auch von unserem Verhalten, dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Kommunikation abhängen. Denn eigentlich haben wir eine Kommunikationskrise.“