Ein Jahr lang

Missbrauch in Wiener Kindergarten vertuscht

Ein Pädagoge in einem städtischen Kindergarten in Wien-Penzing soll sich an Kindern vergangen haben, berichtet die „Krone“. Die Eltern wurden erst 13 Monate später darüber informiert.

Ein Pädagoge eines städtischen Kindergartens im 14. Wiener Gemeindebezirk steht unter Verdacht, zumindest ein Kind unsittlich berührt zu haben. In einem offiziellen Schreiben sprechen Elternvertreter von „schwerem sexuellem Missbrauch in mehreren Fällen“. Demnach sollen Mädchen und Buben unterschiedlichen Alters betroffen sein. Das berichtet die „Kronen Zeitung“.

Die Kindergartenleitung soll schon seit März 2021 über die Vorfälle Bescheid wissen. Der Mann wurde intern versetzt, der Fall liege bei der Staatsanwaltschaft Wien, wie die Chefin der MA 10, Daniela Cochlar, gegenüber der „Kronen Zeitung“ bestätigt.

Staatsanwaltssprecherin Nina Bussek zufolge werden nun drei Fälle von der Behörde überprüft. Es geht um den Vorwurf des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen bzw. sexueller Missbrauch von Unmündigen. In einem Fall wurde bereits ein Gutachten beauftragt. Auf dessen Ergebnis warte man nun, sagte Bussek. In den zwei weiteren Fällen müssen noch Gutachten eingeholt werden. 

Eltern erst jetzt informiert

Die Eltern, deren Kinder von besagtem Pädagogen betreut worden waren, wurden erst kürzlich bei einem Infoabend darüber in Kenntnis gesetzt. Ihnen wurde empfohlen, sich an einen auf sexuelle Gewalt spezialisierten Verein zu wenden, um testen zu lassen, ob ihr Kind Opfer des Verdächtigen geworden ist.

Nach Angaben der „Kronen Zeitung" sollen die Eltern auch dazu angehalten worden sein, nicht mit Medien über die Vorfälle zu sprechen, um eine Berichterstattung zu vermeiden. Denn das wäre nicht im Sinne der Kinder und Eltern. Auch der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) soll erst vor zwei Tagen von seiner Magistratsdienststelle darüber informiert worden sein.

Wiederkehr verspricht Eltern „umfassende Information"

Der Stadtrat versprach eine "umfassende und transparente Information" an die Eltern des Kindergartens. Dazu sei noch für diese Woche ein Elternabend mit externer Begleitung durch die MA 10 einberufen worden. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft habe er zudem beauftragt, den Fall unabhängig und zügig zu prüfen. Sie diene auch als zusätzliche Anlaufstelle für die betroffenen Eltern.

"Der konkrete Verdachtsfall macht betroffen - wir können die Emotionen der Eltern völlig nachvollziehen, unabhängig davon, ob sich die Vorwürfe gegen den Pädagogen als richtig herausstellen oder nicht“, sagt Wiederkehr. Details zu den konkreten Vorwürfen wurden im Rathaus vorerst nicht genannt. Da es sich um ein laufendes Verfahren handle, sei dies nicht möglich, betonte Wiederkehr.

Kritik von der Opposition

Die Opposition hatte zuvor Kritik am Vorgehen der Behörde geübt. Die Wiener ÖVP befand, dass der Fall "regelrecht totgeschwiegen" wurde. Die medial ebenfalls kolportierte Bitte an die Eltern, sich nicht an Medien zu wenden, wurde als "Sprechverbot" tituliert. Die Wiener Grünen zeigten sich entsetzt über den Vorfall. Sie fordern eine lückenlose Aufklärung und „volle Transparenz". Bei der FPÖ war man erstaunt, dass der Mann nicht suspendiert wurde - und fordert nun auch die Suspendierung der Leiterin der MA10.

(APA/Red.)

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