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Wovor ein Händel einst gezittert hat

Francesca Ascioti wird das Publikum im Sommer in Innsbruck begeistern.
Francesca Ascioti wird das Publikum im Sommer in Innsbruck begeistern.Elodie Timmermans
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Opernpremieren. Unter dem Motto „Begegnungen“ holen die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik heuer Werke von Bononcini, Graun und Pallavicino aus den Archiven.

Die Frage, wer der bedeutendste Opernkomponist des Spätbarock war, beantworten Musikfreunde in Originalklang-Zeiten mühelos: Längst liegen sämtliche Bühnenwerke Georg Friedrich Händels auf CD oder DVD vor und man kann sich ein Bild davon machen, was Opern-Aficionados in Zeiten der großen Primadonnen- und Kastraten-Zickenkriege begeistert hat. Dass auch ein Mann wie Händel, dem die Nachgeborenen ohne zu überlegen die Palme reichen, Konkurrenz zu fürchten hatte, erfahren wir wieder einmal in Innsbruck. Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik sind längst zur Anlaufstelle für Neugierige geworden, die auf höchstem Niveau auch Werke kennenlernen möchten, die nirgendwo sonst gezeigt
werden.

Belcanto-Konkurrenz

Und da gibt es anno 2022 eine Aufführung der Oper „Astarto“ von Giovanni Bononcini. In der Regie von Silvia Paoli erleben wir ab 25. August ein Werk aus der Feder jenes Komponisten, der in London Händels direkter Konkurrent war und von den Kennern gegen den Deutschen, der mit seinen italienischsprachigen Opern so erolgreich war, ausgespielt wurde. Weil sein Name sich im Englischen auf das Wort Candle reimte, waren bald Verse im Umlauf, Händel sei es nicht wert, Bononcini eine Kerze zum Leuchten zu halten. Da tut es gut, die Probe aufs Exempel machen zu dürfen: „Astarto“ kam 1720 in London heraus und war in der englischen Metropole, aber auch in Rom ein  Sensationserfolg. In Innsbruck kommt erstmals in der Neuzeit diese Originalfassung der Oper wieder zur Aufführung, Stefano Montanari  dirigiert das Enea Barock Orchestra und ein Ensemble, angeführt von der Altistin Francesca Ascioti und der Mezzosopranistin Dara Savinova.

Die Geschichte handelt, wie könnte es anders sein, von Liebe, Eifersucht und politischen Intrigen. Das eint „Astarto“ mit „Silla“ von Carl Heinrich Graun, einem drei Jahrzehnte später entstandenen Stück, zu dem niemand Geringerer als der Flöte spielende König Friedrich II. von Preußen das Libretto verfasst hat. Er kannte sich aus mit der hohen Politik und hat wohl mit Vergnügen die Geschichte des berüchtigten römischen Diktators Lucius Cornelius Sulla in Verse gegossen, der sich gegen Ende seines Lebens unerwartet ins Privatleben zurückgezogen  hat. Friedrich der Große dachte nicht daran, verbrachte aber gern seine  Freizeit mit Musik und hat diese Oper aus Anlass der Geburtstagsfeiern seiner Mutter, Sophia Dorothea von Hannover, in Auftrag gegeben.

Am  27. März 1753 ging die Premiere an der Hofoper Unter den Linden über die Bühne. Am 5. August leitet Festwochen-Intendant Alessandro De Marchi die Premiere der Wiederaufführung im Landestheater. Auf der Bühne: Stars der Originalklang-Szene wie die Sopranistiin Roberta  Invernizzi sowie Bejun Mehta und Valer Sabadus, zwei der gefragtesten Countertenöre unserer Zeit. Neben den beiden großen Opernproduktionen im Landestheater gibt es wieder ein Projekt für den  Nachwuchs: „Die Barockoper: Jung“ zeigt heuer in den Kammerspielen im Haus der Musik Innsbruck Carlo Pallavicinos „L’amazzone corsara“, ein Stück über eine Korsarin, die aus ihrem Heimatland flieht, um nach abenteuerlichen Umwegen als Freibeuterin, als Gemahlin des Königs in die Heimat zurück zu kehren.

Countertenor Valer Sabadus steht in "Silla" auf der Bühne.
Countertenor Valer Sabadus steht in "Silla" auf der Bühne.(c) © Henning Ross Fotografie (Henning Ross Fotografie)

Wettbewerb für junge Talente

Auf der Bühne: Teilnehmer*innen des 13. Cesti-Wettbewerbs, im  Orchestergraben das jugendliche Barockorchester des Festivals. Alberto Allegrezza inszeniert das komödiantische Werk, das am 18. August Premiere hat. Damit soll dem diesjährigen Festival-Motto „Begegnungen“ auch ein humorvoller Aspekt abgewonnen werden. Apropos: Der Cesti-Wettbewerb für junge Sänger*innen findet zum Abschluss des Konzertreigens des Festivals auch heuer wieder statt.

AUF EINEN BLICK

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
vom 12. Juli bis 28. August 2022
Leitmotiv: „Begegnungen“
DIE OPERN
„Silla“. Premiere: 5. August
„L’amazzone corsara“. 18. August
„Astarto“. 25. August

Tickethotline: +43 512 52074- 504
www.altemusik.at

INFORMATION

Diese Seite erscheint mit finanzieller
Unterstützung der INNSBRUCKER FESTWOCHEN
DER ALTEN MUSIK.


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