Bank-Austria-Konjunkturindikator

Lieferprobleme und Preisanstiege dämpfen Konjunktur

Die anhaltenden Lieferprobleme und die gestiegenen Preise infolge des Ukraine-Kriegs machen sich nun auch in der österreichischen Wirtschaft deutlich bemerkbar.

Nach einem starken Start ins Jahr 2022 und trotz guter Auftragslage haben sich die Aussichten in der Industrie, am Bau und im Dienstleistungssektor im April eingetrübt. "Die solide Wachstumsfront beginnt zu bröckeln", sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl am Montag zum aktuellen Bank Austria Konjunkturindikator.

In der Industrie sorgten die Verschärfung der Lieferprobleme und die hohen Preise für Vormaterialien und Rohstoffe, vor allem für Energie, trotz hoher Auslastung und guter Auftragslage für wenig Zuversicht. In der Bauwirtschaft drücken die hohen Kosten bereits das Neugeschäft. Auch der Dienstleistungssektor blicke pessimistischer in die Zukunft, trotz der Lockerungen bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und einer anhaltenden Verbesserung am Arbeitsmarkt, erklärte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

"Weder die Industrie noch der Bau können unter den derzeitigen Rahmenbedingungen das hohe Aufschwungstempo vom Jahresbeginn fortsetzen", sagte Pudschedl. Bei den Lieferproblemen rechnet der Ökonom mit einer weiteren Verschärfung, die sich infolge der strikten Coronapolitik in China mit Verzögerung in Europa zeigen wird. Entscheidend für die Wachstumsdynamik in Österreich werde in den kommenden Monaten deshalb vor allem die Entwicklung im Dienstleistungssektor sein. Weitere Lockerungen der Pandemiemaßnahmen würden sich hier positiv auswirken, die hohe Inflation habe jedoch bereits in den vergangene Monaten den Konsum belastet.

Die Folgen des Krieges in der Ukraine werden in den kommenden Monaten für die heimische Wirtschaft noch stärker spürbar werden und dabei Konsum und Investitionen belasten. Die Ökonomen rechnen für 2022 mit einem Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent, für 2023 erwarten sie dann eine Verlangsamung auf 2,6 Prozent. Der Arbeitsmarkt trotzt den Kriegsauswirkungen vorerst, für 2022 prognostiziert die Bank Austria eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent, 2023 soll die Arbeitslosenquote mit 6,1 Prozent dann den niedrigsten Wert seit 14 Jahren erreichen.

Fachkräfte fehlen

Gleichzeitig führe die niedriger Arbeitslosenquote aber zu einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels. In der Herstellung von Waren, am Bau, bei der Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Handel gebe es bereits jetzt weniger als zwei Arbeitssuchende pro offener Stelle. Vor allem in Oberösterreich und Salzburg fehlen die Arbeitskräfte, hier komme auf eine offene Stelle rechnerisch weniger als eine Bewerberin oder ein Bewerber. In Wien gebe es pro freier Stelle hingegen 5 Arbeitssuchende.

Die Inflation ist im April im Jahresvergleich auf 7,2 Prozent geklettert, die durchschnittliche Teuerung lag im heurigen Jahr damit bisher bei über 6 Prozent. Die Ökonomen rechnen bis zur Jahresmitte mit einem weiteren Anstieg der Preise, vor allem bei Energie und Nahrungsmitteln, die Teuerung dürfte damit Werte von über 7 Prozent erreichen. In der zweiten Jahreshälfte werde die Stabilisierung der Energiepreise die Inflation aber verlangsamen und bis zum Jahresende auf 4 Prozent zurückgehen. Für 2022 erwartet die Bank Austria eine durchschnittliche Inflation von 5,9 Prozent, 2023 soll die Teuerung schon wieder auf 2,3 Prozent sinken.

Angesichts der angespannten Lage erwarten die Ökonomen eine vorgezogenen Anhebung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB). "Nach der Einstellung des Wertpapierkaufprogramms im Juli könnte der Zinsstraffungszyklus ebenfalls bald beginnen", sagte Bruckbauer. Er rechnet in den nächsten 12 Monaten mit einer Anhebung des Leitzinses um 100 Basispunkte.

(APA)

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