Bewerber-Loch

Hohes Angebot trifft auf reduzierte Nachfrage

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Die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz ist weiterhin hoch, während die Wechselbereitschaft sinkt. Denn das Bedürfnis nach Sicherheit wächst - auch im Job.

Während der Pandemie sei Mitarbeitenden vor Augen geführt worden, wie viel sie dem Arbeitgeber wirklich bedeuten. Nur die Hälfte der heimischen Arbeitnehmer fühlt sich wertgeschätzt und kann die eigenen Bedürfnisse am Arbeitsplatz stillen. Die andere Hälfte ist durchwegs enttäuscht. Neu ist, dass selbst die unzufriedenen Arbeitskräfte keine Intention haben, den gesicherten Job aufzukündigen. Sicherheit sei das Gebot der Stunde, geht es aus einer Lifecreator-Studie hervor. Aktuell würden nur 18 Prozent ihren Arbeitgeber wechseln wollen. Die Folgen wären bleibende Unzufriedenheit und sinkende Motivation, die Unternehmen und Wirtschaft Geld kostet.

Offene Stellen zu besetzen, sei derzeit ein schwieriges Unterfangen. Ob Lehrlinge, Mitarbeiter für die Gastronomie und Hotellerie, IT-Experten oder Gesundheitspersonal – laut Jobplattformen sind rund 60 Prozent mehr Stellenanzeigen als 2019 inseriert. Dem gegenüber sinkt die Bereitschaft, den Job zu wechseln auf 18 Prozent (im März 2019 lag sie laut Statista bei knapp 30 Prozent). Hohes Angebot würde also auf reduzierte Nachfrage treffen. Arbeitskräfte wären nun gefordert, sich aufrichtig für ihre Mitarbeitenden zu interessieren.

Mangel an Kommunikation der Unternehmensführung

Die Corona-Krise hätte den Finger auf bestehende Wunden gelegt und gezeigt, wie essenziell digitale und kommunikative Kompetenzen in Unternehmen sind. Dadurch sei Führung, Wertschätzung, Kommunikation, Unterstützung und digitale Anwendungen für Mitarbeitende in den Mittelpunkt gerückt. Jobsuchende würden immer mehr Wert auf den Management-Stil und Leadership-Kompetenzen legen. Es sei nicht verwunderlich, dass mangelnde Kommunikation seitens der Unternehmensführung jener Aspekt ist, der für große Enttäuschung sorgt. Nur 54 Prozent der Befragten hätten den Austausch als „ausreichend“ bezeichnet. Dieser Umstand sollte für Führungskräfte ein Anlass sein, um die Mitarbeitenden laufend über Veränderungen zu informieren und auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen.

Sicherheit und Wertschätzung als oberste Priorität

Unter Arbeitnehmer würde einerseits der Wunsch nach Anerkennung und persönlicher Wertschätzung wachsen, andererseits auch als Mensch mit Sorgen, Ängste und Bedürfnissen ernst genommen zu werden. Maßnahmen, die eine steigende Wertschätzung implizieren und sich u.a. auch in einem adäquaten Gehalt widerspiegeln, wären laut Studie die signifikantesten Gründe für die Entscheidung, zu wechseln oder zu bleiben.

„Mitarbeitenden sind eine gute Arbeitsatmosphäre, Sicherheit des Arbeitsplatzes, Vertrauen in die persönlichen Fähigkeiten und vertrauensbildende Maßnahmen sehr wichtig. Dies ist eine Chance für das Management, genau jetzt ihre Mitarbeitenden langfristig an das Unternehmen zu binden, wenn sie hier ihren Beitrag leisten“, sagt Heinz Herczeg, Geschäftsführer von Lifecreator Consulting. Gelingt dies nicht, könnte die Unzufriedenheit zu Leistungsabfall bis hin zu psychischen Krankheiten führen.

Vertrauen gewinnt beim Jobwechsel an Bedeutung

Jobsuchende würden wieder vermehrt auf ihr engstes Umfeld hören und anhand Empfehlung die bestehende Anstellung aufkündigen: Die Jobsuche via klassischer Stellenbörsen würde gleich auf mit Empfehlungen von Freunden, Bekannten und Mitarbeitenden liegen. Außerdem wären „Kennenlern-Einladungen“ bevorzugt, um Vorgesetzte, Teamkollegen und das Arbeitsumfeld persönlich erleben zu können. Für Arbeitgeber bedeutet dieser Anspruch, dass eine Stellenanzeige nicht mehr ausreicht.

Herczeg zufolge werden sich „schlussendlich jene Unternehmen behaupten, die jetzt ihre Führungskräfte zu empathischen und wertschätzenden Leadern entwickeln, die Mitarbeitenden als Job-Botschafter ausstatten und Jobsuchenden konkrete Kennenlernmöglichkeiten bieten.“

Zwei Drittel erkennen in der Lehre beste Chancen

Fehlende Kennenlern- und Schnuppermöglichkeiten wären wesentliche Gründe dafür, dass sich immer weniger Jugendliche nach der 9. Schulstufe aufgrund von unzureichender Berufsorientierung für eine Lehre entscheiden würden. Die Studie zeige jedoch, dass fast zwei Drittel der 20-39-Jährigen der Meinung wären, mit einer Lehre „die besten Chancen für die eigene berufliche Entwicklung und im Leben allgemein“ zu haben. Nun wären Schulen und Unternehmen gefordert, den Jugendlichen wieder Ausprobiermöglichkeiten zu bieten.

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