Nordirlandkonflikt

Johnson in Belfast: Ein Zündler als Feuerwehrmann

British PM Johnson visits Northern Ireland
British PM Johnson visits Northern IrelandREUTERS
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Der britische Premier kündigt eine harte Linie gegenüber der EU an, drängt aber die Unionistenpartei zum Einlenken bei der Bildung einer Einheitsregierung.

Feuer zu löschen war nie seine Stärke. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson agiert gern aggressiv, provokant, aber selten kalmierend. Am Montag lag es an ihm, einen Brand in Nordirland, den er selbst mitentfacht hatte, einzudämmen. Denn in Belfast blockiert die Partei der protestantischen Unionisten (DUP) die Regierungsbildung. Sie fordern ein, was Johnson ihr versprochen hat: den Bruch des Brexit-Abkommens mit der EU, um Warenkontrollen gegenüber dem Rest des Königreichs abzustellen. Eine Kooperation mit der erstmals stimmenstärksten irisch-republikanischen Sinn Féin verweigert die DUP freilich auch aus Angst vor einer Marginalisierung.

Johnson versuchte bei seinen Gesprächen in Belfast, was versierte Feuerwehrleute tun: die Brände zu separieren, um einen Großbrand – das Wiedererwachen des Nordirland-Konflikts – zu verhindern. Er zeigte sich bereit, mit der EU in harte Verhandlungen zu treten, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die DUP ihre Blockade bei der Regierungsbildung aufgeben müsse. „Wählen Sie einen Parlamentspräsidenten. Bilden Sie eine Regierung. Machen Sie sich an die Arbeit“, schrieb er bereits vor seiner Ankunft in einem Gastbeitrag für den „Belfast Telegraph“.

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