Wiener Festwochen

Madama Butterfly wird zur modernen Samenjägerin

Wiener Festwochen: „Madama Butterfly“.
Wiener Festwochen: „Madama Butterfly“.APA/GEORG HOCHMUTH
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Puccinis Oper ist Ausgangspunkt für Kulturkritik: Satoko Ichihara dreht den Spieß um.

Was ist ein Hafu? In Japan werden so Babys mit einem westlichen Vater bezeichnet. Das Wort leitet sich vom Englischen „half“ ab. Solch ein Halbes wollen Japanerinnen, die von „weißen“ Schönheitsidealen träumen. Solche „Samenjägerinnen“ sind in Tokios Vergnügungsvierteln unterwegs, um von Gaijins (Fremden) ein Baby zu bekommen. Diese Story erfährt man wortreich und teilweise vulgär in Satoko Ichiharas Gastspiel „Madama Butterfly“ bei den Wiener Festwochen.

Auch das Kind, das in Giacomo Puccinis gleichnamiger Oper eine Geisha von einem US-Offizier kriegt, ist ein Hafu. Die Geschichte geht böse aus. Er lässt die Frau im Stich, sie erdolcht sich, wie das eben so Sitte ist. Wer aber am Sonntag mit der Erwartung ins Brut Nordwest in Wien kam, dass sich Ichihara profund mit der Tragedia giapponese auseinandersetze, sie virtuos als Exotismus enttarne, wurde enttäuscht. Zu Beginn und am Ende ein bisschen Arie („Un bel dì, vedremo“), doch Puccini bleibt nur Ausgangspunkt für 105 Minuten anstrengende, ermüdende Reflexionen über Komplexe im Kampf der Kulturen, schlanke Beine, blonde Haare, große Augen.

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