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Nach Schießerei mit zehn Toten: Biden will nach Buffalo reisen

Ein Kerzenmeer am Tatort
Ein Kerzenmeer am Tatort APA/AFP/GETTY IMAGES/SCOTT OLSON
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Am Samstag hatte ein Schütze mit einem Sturmgewehr in einem Supermarkt das Feuer eröffnet und dabei zehn Menschen erschossen. Die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus: 11 der 13 Opfer waren schwarz.

US-Präsident Joe Biden wird nach den tödlichen Schüssen in Buffalo am Dienstag in die Stadt im Bundesstaat New York reisen. Er wolle dort zusammen mit seiner Frau Jill mit der Gemeinde trauern, teilte das Weiße Haus mit. Am Samstag hatte ein Schütze mit einem Sturmgewehr in einem Supermarkt das Feuer eröffnet, zehn Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Die Ermittler gehen von einem rassistischen Motiv aus - 11 der 13 Opfer waren schwarz.

Die Polizei geht indes davon aus, dass der Beschuldigte seine Tat fortsetzen wollte. "Wir haben Beweise gefunden, dass er Pläne hatte, seine Tat fortzusetzen, wäre er da rausgekommen", sagte Polizist Joseph Gramaglia am Montag beim Sender CNN. "Er hatte sogar darüber gesprochen, zu einem weiteren Laden zu fahren." Im Internet ist ein 180-seitiges Manifest mit rassistischen und gewaltbereiten Aussagen aufgetaucht, das dem Beschuldigten zugeschrieben wird. Er soll für die Tat mehr als 300 Kilometer angereist sein.

Mehrere US-Medien bezeichneten den Markt auch als wichtigen Treffpunkt für die Bewohner des Viertels. Der 18-jährige Beschuldigte wurde noch am Tatort festgenommen. Er sitzt in Untersuchungshaft und soll am Donnerstag wieder vor einem Richter erscheinen. Biden hatte am Samstag entsetzt auf die Tat reagiert und rassistischem Hass den Kampf angesagt. "Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um den durch Hass geschürten Inlandsterrorismus zu beenden", hatte er erklärt. Der Schütze sei "mit Kriegswaffen" bewaffnet gewesen und habe eine "hasserfüllte Seele".

Der Beschuldigte war laut Polizei im vergangenen Juni wegen möglicher psychischer Probleme bei einem Beratungsgespräch. Zuvor habe er in seiner Klasse eine "generelle Drohung" ausgesprochen, sagte Ermittler Joseph Gramaglia in Buffalo, einem Ort im Nordwesten des Bundesstaats an der Grenze zu Kanada. In dem Gespräch habe er aber keine Auffälligkeiten gezeigt, die zu weiteren Einträgen in seiner Akte oder zu einer ausgiebigeren Beobachtung der psychischen Gesundheit des jungen Mannes geführt hätten, hieß es weiter. Online ist außerdem ein Manifest aufgetaucht, das von dem Täter stammen soll und das rassistische und gewaltbereite Aussagen enthält.

Darin ist auch die Rede von der "Great Replacement Theory" ("Theorie vom großen Austausch"), einem Verschwörungsmythos der extremen Rechten. Demnach arbeiten nicht-weiße Angehörige anderer Glaubensrichtungen gezielt daran, weiße Christen mit europäischer Abstammung zu "ersetzen". In den USA findet diese Theorie mehr und mehr Verfechter in Talkshows rechter Sender und Teilen der republikanischen Partei.

120 Schusswaffen-Opfer am Tag

Die Waffentoten vom Samstag gehören zu einer längeren Reihe von Opfern extremistischer Taten in den USA: 2015 sind neun schwarze Kirchgänger in Charleston in South Carolina erschossen worden. 2018 starben elf Menschen durch einen Massenmord in einer Synagoge in Pittsburgh. 2019 hatte ein Mann in einem Supermarkt in El Paso in Texas 23 Menschen getötet und hinterher Hass auf die Latinos dort ausgedrückt. Das FBI bewertet Extremisten, die auf Basis von rassistischen oder ethnischen Motiven handeln, als größte Gefahr im inländischen Terrorismus.

In den USA kommt es generell regelmäßig zu tödlichen Vorfällen mit Schusswaffen, die dort leicht zu kaufen sind. Die Gesundheitsbehörde CDC verzeichnete in ihrer jüngsten Statistik aus dem Jahr 2020 insgesamt 45.222 Schusswaffentote in den USA - mehr als 120 Tote pro Tag. Bei etwas mehr als der Hälfte der Fälle handle es sich um Selbsttötungen, knapp 20.000 seien Morde gewesen, hieß es in einer Auswertung des Pew Research Instituts weiter. Die Webseite "Gun Violence Archive" listet für 2022 bereits 202 Taten als "Mass Shooting", definiert als Vorfälle mit vier oder mehr verletzten oder getöteten Personen durch Waffengewalt, exklusive des Täters.

Auch Schießerei in Kalifornien politisch motiviert

Am Sonntag hat außerdem ein Mann in einer Kirche im US-Bundesstaat Kalifornien einen Menschen getötet und fünf weitere mit Schüssen verletzt. Gemeindemitglieder der Kirche in Laguna Woods südlich von Los Angeles hätten den mutmaßlichen Täter am Sonntagnachmittag bereits überwältigt und seine Beine mit Verlängerungskabeln gefesselt, als die Polizei eintraf, teilte das Sheriffbüro in Orange County auf Twitter mit. Der Mann stammt aus China, die Gottesdienstbesucher vorwiegend aus Taiwan.

Die US-Bundespolizei teilte am Montag mit, dass man wegen eines politisch motivierten Hassverbrechens ermittle. "Es wird angenommen, dass der Verdächtige über die politischen Spannungen zwischen China und Taiwan verärgert war", sagte der Sheriff von Orange County, Donald Barnes, Medienberichten zufolge. Der Täter habe es wohl auf die taiwanesische Gesellschaft abgesehen gehabt. Der Verdächtige, ein 68-jähriger US-Bürger aus Las Vegas, sei vor Jahren aus China eingewandert. Laut Barnes geht man davon aus, dass der Verdächtige alleine gehandelt und keine direkte Verbindung zu der Kirche oder einem Mitglied der Kirche habe. Offenbar verhinderten die Gemeindemitglieder noch Schlimmeres: Barnes sagte, der Verdächtige habe die Türen der Kirche von innen gesichert, bevor er begonnen habe zu schießen. Er habe auch eine Tasche mit Molotow-Cocktails und eine Tasche mit zusätzlicher Munition dabei gehabt.

(APA/dpa/Reuters)

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