Staatsfernsehen

Experte im russischen TV: "Situation wird sich für uns eindeutig verschlechtern"

Soldaten der prorussischen Truppen
Soldaten der prorussischen Truppen (c) REUTERS (ALEXANDER ERMOCHENKO)
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"So ungern wir das auch zugeben, aber praktisch die ganze Welt ist gegen uns“, räumt der pensionierte russische Oberst Mikhail Chodarjonok live im russischen Staatsfernsehen ein.

Ungewöhnlich offen - und pessimistisch - äußerte sich ein pensionierter Oberst und Militäranalytiker am Montag live im russischen Staatsfernsehen zum Kriegsverlauf und der aktuellen militärischen Lage der russischen Truppen. In einer Talkshow des Senders „Rossija 1" räumte Mikhail Chodarjonok bei einer Podiumsdiskussion ein: „Die Situation wird sich für uns eindeutig verschlechtern“.

Chodarjonok ließ sich auch von der kreml-treuen Moderatorin Olga Skabejewa nicht bremsen, die ihm mehrfach ins Wort fiel. Er ging nicht nur nur auf die militärischen Verluste ein, die Russland jüngst erlitten hat. Sondern auch auf die Waffenhilfe, die Europa der Ukraine zugesichert hat. „Wenn man bedenkt, dass die europäische Hilfe vollständig in Kraft treten wird, sehen wir uns bald mit einer Million bewaffneter ukrainischer Soldaten konfrontiert. Das müssen wir in unseren operativen und strategischen Berechnungen berücksichtigen."

Im Übrigen dürfte man nicht alle verbreiteten Informationen glauben. Etwa jene über eine angebliche niedrige Moral in der ukrainischen Armee. „All das ist, gelinde gesagt, falsch“, sagte er. Chodarjonok sprach in diesen Zusammenhang von "Informations-Beruhigungstabletten“. 

„Praktisch die ganze Welt ist gegen uns"

Auch die Reaktion des Kremls auf die Nato-Beitrittsbestrebungen der nordischen Länder Finnland und Schweden kritisierte der Militärexperte. Der russische Präsident, Wladimir Putin, hatte den geplanten Nato-Beitritt Finnlands als Fehler bezeichnet und mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Chodarjonok sagt nun im russischen Fernsehen: „Lassen Sie sich nicht auf das Säbelrasseln mit Raketen in Richtung Finnlands ein“.

Das Wichtigste im Militärbereich sei es, „einen Sinn für militärpolitischen Realismus" zu bewahren: „Wenn Sie darüber hinausgehen, wird die Realität der Geschichte früher oder später so hart zuschlagen, dass Sie es bereuen werden.“ 

Chodarjonok sprach schlussendlich auch von der „vollständigen geopolitischen Isolation“, in der sich sein Land befinde. "So ungern wir das auch zugeben, aber praktisch die ganze Welt ist gegen uns“, sagte er. Dies sei der schwerwiegendste Mangel der militärpolitischen Position. „Und aus dieser Situation müssen wir hinaus“.

(bsch)

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