Ukraine-Krieg

Russische Grenzregion meldet neuen Beschuss

Zwei ukranische Frauen sitzen in Borodjanka vor zerstörten Wohnhäusern.
Zwei ukranische Frauen sitzen in Borodjanka vor zerstörten Wohnhäusern.REUTERS
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Nach britischen Angaben setzten die russischen Streitkräfte unterdessen zunehmend auf „wahllosen Artilleriebeschuss“. Die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern werden derzeit nicht fortgesetzt.

In der westrussischen Region Kursk an der Grenze zur Ukraine sind nach Behördenangaben mehrere Gebäude unter Feuer genommen worden. "Heute, um fünf Uhr früh, wurde das Grenzdorf Alexejewka im Kreis Gluschkowo mit schweren Waffen beschossen", teilte Gouverneur Roman Starowoit am Dienstag mit. Verletzte habe es nicht gegeben. Aus der Ukraine gab es dazu keinen Kommentar. Auf der Gegenseite wird der russische Artilleriebeschuss nach britischen Angaben zunehmend "wahllos".

Nach russischen Angaben handelt es sich in der Region Kursk um einen Angriff aus der Ukraine. Demnach wurden drei Wohnhäuser, eine Schule und ein Fahrzeug beschädigt. Das Feuer sei durch den Grenzschutz erwidert worden. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar gerieten in den vergangenen Wochen auch grenznahe russische Gebiete unter Beschuss.

Das ukrainische Militär hat unterdessen nach eigenen Angaben russische Truppen vor der Großstadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes zurückgeworfen. "Nahe der Ortschaft Syrotyne haben die russischen Eroberer Verluste erlitten und sich zurückgezogen", teilte der Generalstab am Dienstag in seinem Lagebericht mit. Syrotyne liegt vier Kilometer südlich von Sjewjerodonezk. Auch in mehreren anderen Richtungen seien die russischen Truppen erfolglos geblieben.

„Verluste des Feindes sind groß"

Auch der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, berichtete aus der Umgebung der Großstadt von schweren Gefechten. In den Vororten Girske und Solotoje seien mehrere Häuser durch Artilleriegeschosse zerstört worden. Die Russen hätten sich aber auch dort zurückziehen müssen. "Die Verluste des Feindes sind hoch", schrieb Hajdaj auf seinem Telegram-Kanal. Von unabhängiger Seite waren die Angaben nicht zu überprüfen.

Die Agglomeration Sjewjerodonezk-Lyssytschansk ist die letzte Region im ostukrainischen Gebiet Luhansk, die derzeit noch von regierungstreuen Truppen kontrolliert wird. Die prorussischen Rebellen und die russische Armee haben inzwischen rund 90 Prozent des Gebiets erobert. Sie versuchen seit Wochen, die Städte einzukesseln und einzunehmen.

„Wahlloser Artilleriebeschuss“ durch russische Streitkräfte

Nach britischen Erkenntnissen setzen die russischen Streitkräfte zunehmend auf "wahllosen Artilleriebeschuss". Russland habe nur begrenzte Möglichkeiten zur Erfassung von Zielen und scheue zudem das Risiko, Kampfflugzeuge über ukrainisch kontrolliertem Gebiet einzusetzen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Dienstag unter Berufung auf die Geheimdienste mit. "In den kommenden Wochen wird sich Russland wahrscheinlich weiterhin stark auf massive Artillerieangriffe verlassen, wenn es seine Offensive im Donbass wieder in Schwung zu bringen versucht."

Während des erfolglosen russischen Angriffs auf die Hauptstadt Kiew seien im nordukrainischen Gebiet Tschernihiw rund 3500 Gebäude zerstört oder beschädigt worden, teilte das Ministerium weiter mit. Rund 80 Prozent der Zerstörungen beträfen Zivilgebäude. "Das Ausmaß dieser Schäden zeigt die Bereitschaft Russlands, Artillerie gegen Wohngebiete einzusetzen." Dabei werde nur minimal auf Verhältnismäßigkeit gesetzt.

Verhandlungen nicht fortgesetzt

Auf diplomatischer Ebene herrscht zwischen den beiden Ländern derweil Funkstille. "Nein, die Verhandlungen gehen nicht weiter", sagt der russische Vize-Außenminister Andrej Rudenko der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. "Die Ukraine hat sich praktisch aus dem Verhandlungsprozess zurückgezogen."

Dafür hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij nach eigenen Angaben mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz die Lage an der Front besprochen. Es sei auch um eine mögliche Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und die Aussicht auf Frieden gegangen, schreibt der Präsident auf Twitter. Es seien "produktive Gespräche" gewesen. Sein Land setze auf dem Weg zur EU-Vollmitgliedschaft weiterhin auf die Hilfe Deutschlands.

(APA/dpa/Reuters)

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