Nach mehr als zwei Jahren ist der Coronavirus und der Umgang damit nach wie vor Thema. Wie wird sich die Lage dieses Jahr entwickeln? Und: Welche Lehren ziehen Sie aus der Pandemie? Diskutieren Sie mit!
Vier Szenarien kommen der Regierung zufolge für den Herbst infrage – und reichen vom endgültigen Ende der Pandemie bis hin zu einem weiteren Kontrollverlust wegen neuer gefährlicher Varianten.
„Bisher scheinen sich die Vorkehrungen nur auf das günstigste Szenario zu konzentrieren“, schreibt Köksal Baltaci in einer Analyse. Die jüngsten Entscheidungen würde zumindest darauf hindeuten: Die Quarantäne wurde verkürzt, Infektionen nicht mehr nachverfolgt. „Niemand sprach es je wirklich aus, aber zu Jahresbeginn änderte die Regierung mehr oder weniger ihre Strategie und setzte auf ein gebremstes Durchlaufen der Omikron-Variante“, sagt Epidemiologe Gerald Gartlehner dazu.
Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Pandemie endet? Nicht sehr, genauso ist aber auch eine Eskalation wenig wahrscheinlich, meint der Virologe und Gecko-Mitglied Andreas Bergthaler im „Presse“-Interview. Er sagt: „ Es gibt keine Anzeichen, dass SARS-CoV-2 ausmutiert ist.“ Denkbar sei, dass eine Mutation auch wieder zu schwereren Verläufen führen könnte.
Bergthaler ortet auch nach über zwei Jahren Pandemie noch immer großen Nachholbedarf bei den Daten. Er sagt: „Wenn beispielsweise in Dänemark eine neue Variante auftaucht, können die dortigen Gesundheitsbehörden zentral nachverfolgen, wie es den Infizierten zwei, drei Wochen später ergangen ist. Damit lassen sich klinische Verläufe und Impfschutz rasch erheben. Das ist in Österreich so immer noch nicht möglich.“ Außerdem spricht der Virologe von einer „Kommunikationskrise“ in Österreich": Die Ankündigung und anschließende Rücknahme der Impfpflicht sei „ein eindrückliches Beispiel dafür, wie man viel Vertrauen verspielt.“ Das gesamte Interview finden Sie hier.
Die Themen Daten und Kommunikation spricht auch „Presse"-Coronaexperte Baltaci in seinem Text „Fünf Lehren aus der Pandemie“ an. Im aktuellen „Presse"-Podcast beantwortet er weitere Fragen rund um den Virus und die neuen Varianten.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es erneut zu hohen Infektionswellen mit vielen Todesopfern kommt“, sagt unterdessen der Virologe Florian Krammer, Professor in New York, im Interview. Die Frage, die sich nun stellte: „Wird es ein saisonales Virus wie Influenza mit immer noch vielen schweren und manchmal tödlichen Verläufen, oder wird es eines wie die schon vorhandenen vier humanen Coronaviren, die eher milde Erkrankungen verursachen?“ Die Zeit der Lockdowns sei jedenfalls vorbei.
Einen Schlussstrich ziehen könne man jetzt aber noch nicht, meint Friederike Leibl in einem Leitartikel. Sie schreibt: „Jene, die bloß einen Schnupfen hatten, konnten die Infektion mit einem Schulterzucken abtun, während andere noch Monate später keine Treppen steigen können". Es reiche nicht, „ein paar Szenarien“ zu skizzieren. Konkrete Schritte seien nötig, denn: „Ein Problem werden wir keinesfalls los, und das heißt Long Covid.“ Eine Krankheit, über die man noch sehr wenig weiß.
(sk)
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