Morgenglosse

Wie wär's mit einem Blick über den Schnitzeltellerrand, Minister Rauch?

MINISTERRAT: RAUCH
MINISTERRAT: RAUCHAPA/ROLAND SCHLAGER
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Der Tierschutzminister sorgt sich um die Fiaker. Dabei dürfte er ruhig etwas größer denken.

Sie ist wieder da, die alljährliche Diskussion um die Fiaker in Wien, pünktlich mit den ersten Tagen über 30 Grad in der Hauptstadt. Diesmal hat sie niemand geringerer als der Grüne Gesundheits- und (jetzt wissen wir es wieder) Tierschutzminister Johannes Rauch entfacht, als er am Montag gleich für die völlige Abschaffung der Fiaker plädierte. Er stelle sich die Frage, „ob der Einsatz von Fiakern in einer Großstadt überhaupt noch zeitgemäß ist“, sagte Rauch. Verkehrslärm, Abgase und Stress seien für Pferde aus Tierschutzgründen eine Zumutung - nicht nur, aber natürlich auch im Sommer.

Dass der Vorarlberger Zuagraste und Neo-Wiener sich über Verkehrslärm, Abgase und Hitze in der Großstadt Gedanken macht, ist ja grundsätzlich zu begrüßen. Schließlich sind damit auch zahlreiche Gesundheitsrisiken für die Wiener verbunden. Aber bleiben wir bei den Tieren: Die Situation der Fiakerpferde in Wien hat sich 2017 enorm verbessert. Die Pferde haben seitdem nicht nur ab 35 Grad hitzefrei, sondern dürfen auch nur noch jeden zweiten Tag arbeiten. Zudem überlegt die Stadt Wien, die Hitze-Grenze auf 30 Grad zu senken.

Natürlich kann man über noch besseren Tierschutz nachdenken. Aber dann sollte man es auch ernst meinen und über den Schnitzeltellerrand hinausblicken, zum Beispiel (ja, erraten!) auf das Schwein. Warum? 97 Prozent der Schweine in Österreich leben in konventioneller Tierhaltung. Ein Großteil davon wird immer noch auf umstrittenen Vollspaltböden gehalten, Ferkel werden ohne Betäubung kastriert, Zuchtsäue in einer Art Käfig gehalten, einem großen Schwein steht ungefähr der Platz einer Duschkabine zu. Und je schlechter die Haltung, desto mehr Antibiotika bekommen die Tiere.

Rund 2,8 Millionen Schweine gibt es in Österreich. Wenn sich Rauch also hehre Tierschutzziele an die Fahnen heften möchte, könnte er ruhig ein bisschen größer denken als an die 324 Wiener Fiakerpferde.

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