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Eine französische Revolution

Erst nannte Emmanuel Macron seine Bewegung nach seinen Initialen sportlich und massentauglich En Marche. Er setzte Rassemblement – Zusammenschluss – davor.

Was freilich Verwirrung stiftete, da auch Marine Le Pen ihren Front National in Rassemblement National umtaufte. Zuviel Rassemblement auf breiter Front. So wurde aus Macrons Sammelbewegung aus links und rechts ganz staatstragend La République en marche – wie eine Fitness-Bewegung für Frankreich. Nun, da der Glanz nach fünf Jahren abgeblättert ist, ist bereits die Renaissance en marche angesagt – das kommt schließlich immer gut an, wenn sich etwas totgelaufen hat.

Nur die Revolution vermied der Präsident bisher tunlichst. Brandgefährlich in einer Nation, die im Mai gern auf die Barrikaden steigt. 31 Jahre nach der Premiere durch Édith Cresson in der Spätphase François Mitterrands ernannte Macron mit Élisabeth Borne also auch eine Premierministerin. Cresson hatte neulich die Macho-Kultur und den Sexismus in der französischen Politik beklagt.

Macron fühlte sich nicht angesprochen. Als Handküsser ist der Präsident ein Galan – und bei niemandem so formvollendet wie bei Ehefrau Brigitte. Sie nennen sich bei ihren Kosenamen „Manu“ und „Bibi“ – und dass seine Berater von seiner Frau hinter ihrem Rücken süffisant von „Maman“ sprachen, ist fast vergessen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2022)

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