Eishockey-WM

Wie Österreich die Eishockey-Sensation gelang

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Österreich stieß als Ersatz für Russland zur A-WM, rang USA einen Punkt ab und besiegte jetzt auch die Übermacht Tschechien mit 2:1 nach Penalties. Teamchef Roger Bader strahlt - der Klassenerhalt bleibt trotzdem das wahre Ziel.

Österreichische Sternstunden im Mannschaftssport sind eine Rarität. Umso größer sind Überraschung und Genugtuung, wenn sie gegen einen Favoriten gelingen. Das war auch beim 2:1 nach Penaltyschießen gegen Tschechien, immerhin sechsfacher Weltmeister, der Fall. Da wurde die Puck-Welt bei der WM im finnischen Tampere nach dem Punktgewinn gegen die USA erneut auf den Kopf gestellt.

Warum? Die Mannschaft von Teamchef Roger Bader kam erst wenige Wochen vor Turnierstart als Ersatz für das Krieg führende Russland in den Genuss, in der Elite mitspielen zu dürfen. Und die Tschechen rückten mit sieben NHL-Stars aus. Also Profis, die ihr Geld in der besten Eishockeyliga der Welt, der National Hockey League, verdienen.

Der Vergleich mit Dänemarks Fußballern – statt Jugoslawien ob der Kriegswirren aus dem Urlaub zur Fußball-EM 1992 geholt – mag nicht ganz zutreffen, birgt aber berechtigte Ansätze. Aber diese Sichtweise hinkt keineswegs: als hätte Austria Wien gegen Real Madrid in der Champions League gewonnen . . .

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Es ist dem Willen der Spieler geschuldet, dass sie nicht – es wäre früher klassisch und keineswegs verwerflich gewesen – nach dem 0:1 das Spiel eingestellt, sondern weitergemacht hatten. Die Abwehr brillierte, Torhüter Bernhard Starkbaum zeigte im Spiel und vor allem im Penalty-Schießen (drei Versuche abgewehrt) unglaubliche Paraden. Der schon beim 1:3 gegen Schweden überragende Brian Lebler erzielte den 1:1-Ausgleich, der die Overtime bedeutete. Und Peter Schneider verwertete dann als einziger Spieler seinen Penalty. Eine Sensation, ein Märchen? Ja.

Wie kann man das richtig einordnen? Gewinnt Österreich jetzt gar die WM? Nach drei Spielen gegen Medaillenanwärter hält Österreich damit bei drei Punkten – jedoch der eigentliche Kampf um den Klassenerhalt beginnt erst jetzt so richtig. Heute wartet Norwegen (15.20 Uhr/live ORF1), es ist das erste von zwei direkten Duellen gegen den Abstieg. Das zweite steigt gegen Großbritannien. Und das Ziel? Schafft Baders Equipe den Klassenerhalt, wäre es ein Meilenstein.

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IHOCKEY-WC-2022-FIN-AUTAPA/AFP/Lehtikuva/VESA MOILANEN

So viel zur Relation eines Sieges, der heute wertlos sein kann, wenn gegen Norwegen – seit 15 Jahren Stammgast in der höchsten Puck-Spielklasse, Österreich bleibt ein Paternoster-Team zwischen Auf- und Abstieg – nicht gepunktet wird. Gegen vermeintliche kleinere Gegner lenkt auch die Psyche den Stock ganz anders. Dennoch, der erste Sieg im 20. Vergleich mit Tschechien ist ein historischer Erfolg. Und kann vielen Spielern den Weg öffnen zu größeren Klubs in Europa.

Österreichs WM-Sternstunden

2:1 gegen Schweden (23. 2. 1947, Prag): Bei der ersten Nachkriegs-WM gewann das A-Team Bronze. Die „Tre Kronors“ mussten danach das Glückwunsch-Telegramm des Königs retournieren.

10:0 gegen Großbritannien (3. 5. 1994, Italien): Der Kantersieg in Bozen unter Teamchef Ken Tyler bedeutete den Viertelfinal-Einzug.

3:3 gegen Finnland (2. 5. 2000, St. Petersburg): Teamchef Ron Kennedy krächzte nur noch nach diesem Punkt gegen den Vizeweltmeister.

3:0 gegen USA (6. 5. 2001 in Köln): Erstmals seit 54 Jahren gelang ein WM-Sieg über einen der „Großen Sechs“. Keeper Reinhard Divis feierte sogar ein „shutout“.

2:2 gegen Kanada (25. 4. 2004 in Prag): Divis, Vanek und Co. brachten Weltmeister Kanada an den Rand einer Niederlage. Nach 2:0-Führung kassierte die Equipe von Teamchef Herbert Pöck doch zwei späte Gegentreffer (51., 56.). Danach wartete in der Botschaft die Präsidenten-Wahl (Thomas Klestil), sehr viele Spieler hatten „Kopfweh".

2:1 gegen Tschechien (17. 5. 2022 in Tampere): Zwei Tage nach dem Punktgewinn gegen die USA feierte das A-Team einen historischen Sieg gegen Tschechien.

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