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Mars-Forscherin: "Dann vielleicht mit den Amerikanern"

Aufnahmen von Curiosity
Aufnahmen von Curiosity (c) Reuters
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Die Europäische Weltraumorganisation die Zusammenarbeit mit Russland eingestellt. Planetengeologin Daniela Tirsch schätzt, dass die Mission des ExoMars Rovers dennoch 2028 starten könne.

Der Mars soll herhalten, um eine der größten Fragen der Menschheit zu beantworten: Gibt es Leben außerhalb der Erde? Auf unserem Nachbarplaneten suchen unter anderem die Rover Curiosity und Perseverance nach Spuren von Leben. Mehr Aufschlüsse sollen zukünftige Missionen geben, bei denen etwa Proben zur Erde gebracht werden, so Planetengeologin Daniela Tirsch. Darüber spricht sie morgen auch beim Symposium "Schule und Weltraum" in der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Eine Mission, die bei der Suche helfen soll, fiel nun dem Ukraine-Krieg zum Opfer. Der ExoMars Rover hätte eigentlich in diesem Herbst starten sollen, erzählte Tirsch. Die Planetengeologin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist Teil einer Arbeitsgruppe, die den Rover steuern und seine Daten auswerten soll. Die Mission wurde allerdings auf Eis gelegt, da die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Zusammenarbeit mit Russland eingestellt hat. "Wir heißen das gut und verstehen es, aber für uns ist es natürlich eine Katastrophe", meinte Tirsch. Die Mission hätte nicht nur vom russischen Baikonur starten sollen, sondern Russland hätte auch die Landeplattform bereitgestellt. Sie schätze, dass das Programm nun in den Jahren 2028 bis 2030 starten könne - "dann vielleicht mit den Amerikanern".

Einst ein „ziemlich gutes Magnetfeld“ 

Leben auf der Erde entstand vor 3,7 Milliarden Jahren. Besonders spannend sei, dass sich der Mars zur gleichen Zeit - so Befunde des Rovers Curiosity - ebenfalls von einer freundlicheren Seite gezeigt hat: Damals habe es erträgliche Temperaturen, ebenso wie "alle Bausteine, die für die Entstehung von Leben wichtig sind", auf dem Mars gegeben, sagte Tirsch. Der Zustand habe allerdings nicht lange angehalten. Könnte dabei auch Leben auf dem Mars entstanden seien? Spekulieren will die Planetengeologin nicht. Auf der Erde habe es ab der Entstehung des ersten Lebens jedenfalls zwei Milliarden Jahre gedauert, bis sich mehrzellige Organismen bildeten. Der Mars sei zu diesem Zeitpunkt "schon längst eine trockene Eiswüste" gewesen, dass sich dort mehr als fossile Mikroorganismen finden könnten, sei also unwahrscheinlich.

In den ersten 500 Millionen Jahren hätte der Mars ein "ziemlich gutes Magnetfeld" besessen, das jetzt kaum mehr messbar sei. Ohne Magnetfeld sei die Atmosphäre nicht vor der Abtragung durch Sonnenwind geschützt, und wenn die Atmosphäre zu dünn sei, sei flüssiges Wasser auf der Oberfläche nicht mehr möglich. Wassereis schmelze am Mars bei Plusgraden nicht, sondern verdampfe sofort. "Ohne Wasser, kein Leben", so Tirsch. Wassereis gibt es allerdings an den Polen.

„Wenn wir etwas finden wollen, müssen wir in die Tiefe“ 

Heute präsentiert sich der rote Planet als polare Wüste - trocken, windig und furchtbar kalt, mit Temperaturen von durchschnittlich minus 60 bis minus 70 Grad. Im Sommer kann es am Äquator aber auch über 20 Grad haben, erzählte Tirsch. Er beherbergt den größten Vulkan und das größte Tal im Sonnensystem. Auch wird der Mars immer wieder von Staubstürmen heimgesucht, die den ganzen Planet monatelang einhüllen und optischen Kameras die Sicht auf die Oberfläche nehmen können.

Landet der ExoMars Rover auf unserem Nachbarplaneten, soll er mithilfe eines auf bis zu zwei Meter verlängerbaren Bohrers Proben entnehmen. Tirsch geht davon aus, dass es wegen dem fehlenden Schutz vor Strahlung auf der Marsoberfläche keine Biosignaturen mehr gibt: "Wenn wir überhaupt etwas finden wollen, müssen wir in die Tiefe gehen." Man wolle in einer Region landen, in der es einmal ein Gewässer gab. Proben sollen schließlich vor Ort zerkleinert und analysiert werden.

(APA/dpa/Red.)

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