Wien

Café Phil: Laptops müssen draußen bleiben

Café Phil
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Das Wiener Kaffeehaus Phil hat ein Laptop-Verbot verhängt. Man möchte wieder eine belebtere Atmosphäre und nicht lauter Gäste, die „nur auf den Bildschirm schauen“.

Mails checken, lernen, eine Präsentation vorbereiten – viele Menschen gehen in ein Kaffeehaus, um dort ihren Laptop aufzuklappen und zu arbeiten. Im Café Phil auf der Gumpendorfer Straße im 6. Bezirk in Wien ist das seit Montag nicht mehr möglich. Denn hier gilt ein Laptop-Verbot.

„Es hat angefangen mit den ersten Lockdowns, in denen wir offen haben durften, Uni-Bibliotheken hatten damals Maskenpflicht, und viele hatten Home-Office und sind deshalb aufs Lokal ausgewichen“, erzählt Thomas Grögler, Geschäftsführer des Café Phil. Irgendwann sei es dann zu viel gewesen. „25 Laptops im Café, niemand kommuniziert mit dem anderen, jeder schaut nur auf seinen Bildschirm. Diese Leute nehmen dann auch die Plätze von Gästen weg, die beispielsweise gern frühstücken“, meint Grögler.

Happy Hour ohne Verbot

Das Lokal verfügt auch über eine integrierte Buchhandlung. Die Gäste können hier schmökern, fachsimpeln und diskutieren. „Wir sind eigentlich ein sehr belebter Ort“, sagt Grögler. Die vielen Laptops hätten das geändert und die Bücher seien in den Hintergrund gerückt. Da habe man sich dazu entschieden, die Geräte aus dem Lokal zu verbannen. Seit Montag gilt das Verbot. „Jetzt machen wir einmal einen Probemonat und schauen, wie es läuft“, sagt Grögler. Eine Ausnahme besteht allerdings zwischen zwölf und 13 Uhr. In dieser „Laptop-Happy-Hour“ und in Notfällen dürfen die Geräte genutzt werden.

„Leute haben Verständnis“

Für viele sei das Verbot natürlich überraschend gekommen. Bis jetzt habe es aber noch keine Probleme gegeben. „Die Leute haben Verständnis. Manche gehen halt wieder, andere kommen dafür, weil sie es schätzen“, erzählt Grögler. Die Meinungen zu dem Verbot gehen auseinander. „Schade, bin immer gern zum Lernen/Arbeiten/Schreiben gekommen und habe zwischendurch das tolle Bücherangebot durchgesehen“, schreibt ein Facebook-User unter der Verkündung des Verbots, die viele Reaktionen auslöste.

Der Großteil der Kommentare fällt hier aber positiv aus: „Endlich ein Verbot, das mich nicht stört“ und „Finde, das ist eine echt gute Idee“, wie zwei Userinnen kommentieren. Einem User ging der Laptop-Bann gar nicht weit genug: „Und was ist mit Tablet- und Smartphone-Verbot?“, fragte er.

Handy-Tresor im Café Vollpension

Einen ähnlichen Vorstoß hatte im März dieses Jahres das Kaffeehaus Vollpension in Wien Wieden gemacht. Nach den 105 Tagen, in denen das „Generationencafé“ coronabedingt geschlossen halten musste, meldete es sich mit einem Handy-Tresor wieder zurück. Konkret heißt das: Die Gäste können dort während ihres Besuchs die auf lautlos geschalteten Handys in einem speziellen Käfig am Tisch einsperren. Den Schlüssel nimmt eine Mitarbeiterin in Verwahrung.

Wer während seines Aufenthalts das Handy abgibt, wird belohnt und kann sich über einen Rabatt von zehn Prozent freuen. Den Betreiberinnen ging es darum, das Miteinander hochleben zu lassen, da gerade die Zeit der Pandemie von Kontaktarmut geprägt war.

Umfrage entscheidet

Im Café Phil wird man das Laptop-Verbot jedenfalls nun bis 13. Juni ausprobieren. Danach will man auf Facebook und Instagram eine Umfrage über die Zukunft des Banns machen. Das Ergebnis davon ist bindend. Hinauswerfen wird man aber jedenfalls niemanden. „Wenn jemand nicht Bescheid weiß und seinen Laptop aufklappt, wird unser Servicepersonal einfach freundlich darauf hinweisen“, meint Grögler.

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