Town & Country: ein Mercedes für viele Fälle. Allrad gehört zum All-Terrain-Paket.
Fahrbericht

C-Klasse All-Terrain: Hochparterre zur Vermeidung des SUVs

Die C-Klasse als All-Terrain: gefällig und mit Manieren auf der Straße, über den digitalen Feldweg rumpelt es allerdings.

Erfinder der Gattung kann sich Mercedes nicht nennen, den Vortritt muss man schon Audi lassen (Allroad). Und Volvo (Cross Country). Und Subaru (Outback). Kennern fällt vielleicht noch der AMC Eagle ein, aus den späten 1970ern.

Macht nichts, es ist nicht zu spät für den Einstieg ins Fach, das sich bei Mercedes seit 2017 All-Terrain nennt. Denn die Kombination aus Kombi und Befähigung für leichtes Gelände wirkt zunehmend attraktiv. Warum? Weil man dadurch Attribute und Zweckmäßigkeit des SUVs mitnehmen kann, ohne gleich SUV fahren zu müssen, wogegen ja durchaus eine Reihe von Gründen spricht.
Mercedes hat das im Fall der C-Klasse All-Terrain mit bewährten Kniffen gelöst: Höherlegung der Karosserie, dadurch mehr Luft in den Radkästen, die wiederum von robustem Hartplastik gesäumt sind, vorn ein „optischer“ Unterfahrschutz, was schon dem Namen nach mehr dem Look als der Abwehr von Hindernissen dient, und natürlich das 4Matic-Signet, das bei Mercedes Allrad bedeutet.
Sehr prägnant sind diese Gestaltungselemente nicht, es bleibt der All-Terrain trotz (stilistischer) Bewehrung ein eleganter 4,7-Meter-Kombi, den man vermutlich auch nicht sehr oft im Unterholz antreffen wird. Dass wir nicht in einer ganz normalen C-Klasse sitzen, wurde uns erst richtig bewusst, als wir auf einer Waldstraße mit engen Kurven das eingestellte (geistige) Fahrprogramm korrigieren mussten.

Keine Luftfederung

Schönes Cockpit, leider komplizierte Bedienung.
Schönes Cockpit, leider komplizierte Bedienung.Clemens Fabry

Radien, in die sich eine C-Klasse gerade noch zwängen lässt, macht der All-Terrain nicht mehr mit und gerät ins Schieben. Das um 40 mm ins Hochparterre verlegte Fahrwerk, das man sonst kaum wahrnimmt, fordert seinen Tribut. Es wäre interessant zu sehen, wie BMW das Thema gelöst hätte, aber vom 3er Touring gibt es keinen Feldwege-Zuschnitt. Noch nicht.

Von einer Erprobung der Offroad-Kapazitäten haben wir abgesehen, mit der Ausnahme einer Forststraße, die man aber auch mit anderen Pkws befahren könnte, wenn's kein Lamborghini ist, und mit dem All-Terrain eben noch etwas unbekümmerter. Luftfederung, wie beim E, hat der C nicht.

Das Fahrwerk des C-Klasse All-Terrain ist um 40 mm angehoben.
Das Fahrwerk des C-Klasse All-Terrain ist um 40 mm angehoben. Clemens Fabry

Zwei Offroad-Fahrprogramme kehren noch den Grazer G im C hervor, vor allem der sehr effektive, selbsttätig das eingestellte Tempo haltende Assistent zum Bergabfahren. Hat man sich Aufpreis-Beleuchtung geleistet, streut das Licht noch extra in die Breite.
Eher schmal die Auswahl bei der Motorisierung: Es gibt einen Benziner und einen Diesel. Wir fuhren Ersteren und empfehlen Zweiteren. Es ist vielleicht altes Denken, aber ein 1,5-Liter-Vierzylinder in einem großen Auto wie diesem, doch ein Kandidat für die Langstrecke, das scheint nicht ganz die richtige Besetzung. Freilich, wir haben etwas Elektro-Support in Form des riemengetriebenen Startergenerators, kurz RSG, der rekuperieren und mit 15 kW boosten kann. Leistung also vorhanden, wenn gefragt. Bei BMW bekommt man in der Leistungsklasse aber einen Zweiliter, der in allen Belangen souveräner verfährt. Wie vermutlich auch der für den All-Terrain alternativ angebotene Zweiliter-Diesel, der schon auf dem Papier zwei Liter weniger Verbrauch zeigt. Wir bilanzierten mit 8,5 Litern auf 100 km – den Spareffekt eines kleinen Motors beweist das nicht wirklich.

An Bord ein schöner Aufenthalt mit sehr viel Styling, Ornament und Hochwertigkeit beim Material, aber schon auch Grund zur Klage. Wer sich von der neuen C-Klasse einen Durchbruch in der Bedienung, der Menüführung, erwartet hat (oder eine Rückkehr zu alten Tugenden), der sieht sich enttäuscht. Mit dem zentralen Display ist ja noch gut umzugehen, auch wenn der ein oder andere Umweg eingebaut ist. Manuelle Regler für Lautstärke oder Temperatur, alles abgeschafft: Dafür muss man nun auf Glas klopfen oder wischen, und bitte gut zielen.

Nah am Verhau – überfrachtet, kompliziert, unübersichtlich – ist die Bedienung über die kapazitiven Lenkradtasten, die sowohl das Instrumente- als auch das zentrale Display steuern. Wie diese Sensorfelder richtig gestreichelt werden wollen, sodass die Lautstärke oder die Fahrgeschwindigkeit nicht emporschießt, statt kleine Schritte zu machen (oder umgekehrt) – viel Spaß beim Fügen in diese spezielle Logik; wir jedenfalls fanden nie zu einem behänden, mühelosen Zugang. Sprachsteuerung? Kann vieles, aber es gibt noch Menschen, die es befremdlich finden, einer Maschine ständig Kommandos zu bellen (dabei einmal schon, einmal nicht verstanden zu werden), vor allem vor Mitreisenden. Bitte, gebt uns die good old Drehregler zurück!

Mercedes C200 All-Terrain 4Matic

Maße L/B/H 4755/1820/1494 mm. Radstand 2865 mm. Leergewicht 1795 kg. Kofferraum 490 bis 1510 Liter.


Motor R4-Zylinder-Otto-Turbo, 1496 ccm. Leistung max. 150 kW (204 PS) bei 5800–6100/Min. Max. 300 Nm bei 1800–4000/Min. 0–100 km/h in 7,5 Sek., Vmax 231 km/h. Allradantrieb. Neun-Stufen-Automatikgetriebe.
Testverbrauch 8,5 l/100 km.

Preis ab 61.000 Euro.

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