Kommentar

An ihrer Krise sind die Theater schon auch selbst schuld

Nicht nur das Virus hat das Publikum vertrieben. Das Problem sitzt tiefer: im fehlenden Vertrauen auf die spezielle Magie des Schauspiels.

So vollmundig etliche Theatermacher in Lockdown-Zeiten die Unentbehrlichkeit des Theaters beschworen haben – bis hin zur Betise, dieses sei „systemrelevant“ oder gar ein „Grundnahrungsmittel“ –, so kleinlaut müssen sie nun konstatieren, dass dieses für große Teile des Publikums doch nicht so unentbehrlich ist. Ihre Erklärung kommt schnell: Corona sei schuld, die Menschen hätten sich das Theater abgewöhnt.

Doch das ist eine Ausrede. Bei Konzerten etwa – ob Klassik, ob Jazz, ob Pop – ist der Zuseherschwund geringer, und auch bei Opern füllen sich die Reihen schneller als beim Sprechtheater. Nein, die Theaterkrise ist keine Coronakrise, sie hat schon lang vor der Seuche begonnen, und sie grassiert im gesamten deutschen Sprachraum. Entstanden ist sie aus mangelndem Glauben an die spezielle Magie des Theaters. Die schwindet, wenn es postdramatisch wird. Wenn es nicht auf die Wirkung von Stücken und Schauspielern vertraut. Wenn es die Bühne als „diskursiven Ort“ missversteht, um eine der Phrasen zu bemühen, mit denen Dramaturgen die Programmhefte, aber nicht die Sitzreihen füllen. Wenn es auf Experimente um der Experimente willen setzt.

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