Politische Theorie

Abtreibungsverbot ist nur Spitze des Eisbergs

Der Staat reguliert Geschlechterverhältnisse – vor allem auf Kosten von Frauen, trans und queeren Menschen.
Der Staat reguliert Geschlechterverhältnisse – vor allem auf Kosten von Frauen, trans und queeren Menschen.AFP via Getty Images / Filippo Monteforte
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Weltweit erleben rechtspopulistische Kräfte einen Aufschwung, indem sie die „natürliche“ Ordnung der Familie – Vater, Mutter, Kind – in der Krise als Sicherheitsversprechen propagieren, sagt die Politologin Gundula Ludwig.

Der Schock sitzt tief. Schon im Juni dürften in vielen US-Bundesstaaten legale Abtreibungen der Vergangenheit angehören. Darauf deutet eine geleakte Urteilsbegründung des Supreme Courts hin, die den Grundsatzentscheid von 1973 zum Recht auf Schwangerschaftsabbruch revidiert. Der Backlash trifft nicht nur die USA. In Polen gilt seit einem Jahr das schärfste Abtreibungsgesetz Europas, das de facto einem Verbot gleichkommt.

„In diesen Fällen spitzt sich der Zusammenhang von Rechtspopulismus und Körperpolitiken extrem zu“, sagt die Politikwissenschaftlerin Gundula Ludwig von der Universität Innsbruck, die sich mit Staats- und Demokratietheorien aus einer geschlechtertheoretischen Perspektive beschäftigt. „Historisch gesehen hatte der Staat immer schon einen direkten Zugriff auf Frauenkörper. Das zeigen nicht nur Abtreibungsverbote, sondern auch staatliche Regelungen, durch die Vergewaltigung in der Ehe lange Zeit kein Strafdelikt war.“

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