Veränderung

Bedürfnisse als wichtigstes Maß

(c) Marin Goleminov
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Resilienz allein werde nicht ausreichen, meint René Schmidpeter. Um die Krise zu nutzen, brauche es auch Co-Evolution.

Es sind multiple Systemkrisen, die wir gerade gemeinsam erleben und deren Tragweite vielen noch nicht bewusst ist“, sagt René Schmidpeter. Was der Professor für Nachhaltiges Management an der IU Internationale Hochschule damit unter anderem anspricht: unterbrochene Wertschöpfungsketten, Klimawandel, politische Konflikte, Inflation.
„Diese Krisen sind typisch für Epochenübergange.“ Menschen würden erkennen, dass ein friedliches Zusammenleben nur in einer nachhaltigen Wissenschaftsgesellschaft möglich ist. Ein „Weiter so wie früher“ ist daher keine erfolgversprechende Antwort.

Gegensatzdenken aufbrechen

Dennoch stehe bei vielen Entscheidern derzeit oft die Frage nach der Resilienz des eigenen Geschäftsmodells im Vordergrund, konstatiert Schmidpeter. Der verständliche Wunsch nach Stabilität und Sicherheit ist zu Beginn einer Krise meist die erste Reaktion. Doch es stelle sich die Frage, ob ein Zurück zur alten Normalität überhaupt möglich bzw. gewünscht sei. Und die Frage, ob die gegenwärtige Lage nicht vielmehr eine Chance sei, das alte Gegensatzdenken zwischen unternehmerischem Erfolg und nachhaltiger Entwicklung endgültig zu überwinden.

»„Es braucht dafür eine Unternehmenskultur, welche die menschlichen Bedürfnisse als Maß der Entscheidungen sieht“«

René Schmidpeter

Studien würden zeigen, dass alle technologischen und wirtschaftlichen Mittel vorhanden seien, allen bekannten Krisen erfolgreich zu begegnen. „Aber haben wir auch das richtige Mindset und die sozialen Ressourcen dafür, die notwendige und weitreichende technologische und wirtschaftliche Transformation zu meistern?“, fragt Schmidpeter.

Co-Evolution ist eine Antwort

Im Management sei daher immer öfter von Co-Evolution die Rede, in der die wirtschaftliche, soziale, ökologische Dimension sowie die Wissensdimension sich nur im Gleichklang miteinander positiv entwickeln können. „Es braucht dafür eine Unternehmenskultur, welche die menschlichen Bedürfnisse als Maß der Entscheidungen sieht“, sagt Schmidpeter. Das heiße, die Mitarbeitenden in die Unternehmenstransformation einzubinden. Gemeinsam gelte es im Unternehmen die Frage zu stellen: Welche Kraft können wir aus der aktuellen Krise schöpfen, um die Zukunft gemeinsam positiv zu gestalten?

Diese Unternehmen würden in wirtschaftlich dynamischen Zeiten vom hohen Vertrauen profitieren, das sie bei den Mitarbeitenden genießen. Gute Arbeitskultur sowie ein hohes Maß an Eigenverantwortung seien die Antwort auf die aktuellen Entwicklungen.

„Es geht in dieser unternehmerischen Perspektive nicht mehr nur darum, das aktuelle, oftmals überholte Geschäftsmodell zu stabilisieren bzw. zu bewahren, sondern vielmehr dieses kritisch zu hinterfragen.“ Aus dem für alle oft überraschenden Momentum der Krise könne so Neues entstehen. Schließlich gelte es, die Dynamik der Krisen positiv aufzunehmen und in Veränderungen und Innovationen umzuwandeln. (red.)

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