150 Jahre Cottage-Viertel in Währing und Döbling: Dem einstigen Traum vom gesunden Wohnen verdanken wir eine der nobelsten und grünsten Wohngegenden Wiens – doch ist das Konzept noch zeitgemäß?
Freie Aussicht, (. . .) Licht und Genuss frischer Luft sowie keine Dünste oder üble Gerüche (. . .) Lärm oder mögliche Feuergefahr.“ Mit dem einstigen Slogan des Wiener Cottage-Vereins würden Immobilienmakler heute Traumliegenschaften wie jene des Währinger und Döblinger Cottage vermutlich nicht mehr bewerben. Dabei haben sich die Rahmenbedingungen kaum geändert. Das ist zu einem Teil dem Gründerverein geschuldet, der heuer sein 150-jähriges Bestehen feiert.
Das Einfamilienhaus mit großem Garten in Grünruhelage am Stadtrand mag für unser heutiges stadtplanerisches Werteverständnis nicht mehr zeitgemäß sein. Zumal die Villen der „Kotteesch“, wie das Nobelviertel bei Eingesessenen heißt, für viele unerschwinglich sind. Doch geht das Cottage-Viertel auf ein ambitioniertes Sozialprojekt zurück, das die Verbesserung der Lebensbedingungen der Mittelschicht verfolgte. Die Gründerväter, allen voran der Wiener Architekt Heinrich von Ferstel, suchten im ausklingenden 19. Jahrhundert eine Alternative zu den Wohnungen in Zinskasernen in der von Industrie geprägten Großstadt Wien. Die Innovation lag in der städtebaulichen Idee der Gartenstadt. Ein ganzes Viertel sollte nach dem Leitgedanken des gesunden und leistbaren Wohnens für Familien in Eigentumshäusern mit offener Bauweise, Garten und grüner Umgebung geschaffen werden. Vor allem aber war die Herangehensweise hierzulande gänzlich neu, denn die private Quartiersentwicklung erfolgte über einen gemeinnützigen Errichtungsverein: den Wiener Cottage-Verein.