Literatur

Die Kollegin Roboter im Laufhaus

Magdalena Schrefel.
Magdalena Schrefel.(c) Stefanie Kulisch/Suhrkamp Verlag
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Magdalena Schrefel schleust ihre Leser durch prekäre und hybride Arbeitswelten.

„Zuallererst schreibe ich, weil es meine Traurigkeit auffängt. Ich schreibe aber auch, weil sich in Geschichten die Traurigkeit so lange hegen lässt, bis etwas ganz anderes daraus wird. (. . .) weil ich mir nichts Schöneres vorstellen kann, als zwischen den Welten zu vermitteln, als Fährfrau, als Schleuserin.“ Das sagte in einer Preisrede die österreichische Autorin Magdalena Schrefel und beantwortete damit eine oft an Schriftsteller gestellte Frage. Und so schleust sie ihre Leser mit mäandernden Schlenkern durch Arbeitswelten, Kinderwelten und hybride Welten, in denen etwa die Sexworkerinnen eines Laufhauses plötzlich einen Roboter als Kollegin bekommen, die auf ihre Unterstützung angewiesen ist. Die Traurigkeit schwingt immer mit, aber eben nicht nur. Der harten Realität des Überlebenskampfes in unserer kapitalistischen Welt stellt die Autorin fantastische subtile Abweichungen gegenüber, die ihrem Personal das Leben erleichtern sollen. Schrefel ist eine Meisterin der Figurenzeichnung mit lockeren Strichen, auch der Dialoge, die immer leicht am Absurden schrammen, hier spürt man die jahrelange Erfahrung als Dramatikerin. Dass es sich hier um ein Prosadebüt handelt, mag man kaum glauben.

Die „Brauchbaren Menschen“, deren Verhältnisse und Lebensentwürfe Schrefel aus deren jeweiligen persönlichen Perspektiven im gleichnamigen Erzählband schildert, befinden sich in prekären Verhältnissen oder knapp vor dem Zusammenbruch. Die Arbeit, der sie nachgehen, ist nicht immer die Art von Erwerbsarbeit, an die man normalerweise denkt. Auch das „Prokurieren“ – das Geldschnorren – von Obdachlosen ist Arbeit, oder wenn Kinder den Haushalt übernehmen, weil die Eltern ausfallen. Auch gegen voranschreitendes Vergessen anzukämpfen ist bittere Arbeit.

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