An der Grenze zu Georgien und Südossetien: Mit Putins Ukraine-Krieg droht die Kaukasusfront wieder aufzubrechen.
Georgier und Osseten führen seit 104 Jahren Krieg: Von 1918 bis 1921 starben viele Tausende, 1990 bis 1992 wieder Tausende und 2008, als Russland in Südossetien eingriff und tief nach Georgien, auch bis in Stalins Geburtsstadt Gori, vorstieß – beinahe tausend. Mit Putins Ukraine-Krieg droht die Kaukasusfront wieder aufzubrechen: Zum einen kündigte Anatoli Bibilow, der allerdings bereits abgewählte „Präsident“ Südossetiens, für Juli ein Referendum über den Anschluss an Russland an. Zum anderen ist das eingeigelte Berggebiet schlecht geschützt – Südossetien hat nämlich Truppen in der Ukraine.
300 Zeitsoldaten des gerühmten Kriegervolks kehrten Ende März zurück und erklärten Bibilow, warum sie ihren Dienst nach elf Tagen gekündigt hatten: ahnungslose Kommandanten, die sich vor ihren Soldaten versteckten, falsche Koordinaten, fehlende Munition und (dank krummer Beine) unbrauchbare Mörser. Man habe sie ausgelacht: „Ihr seid was, Selbstmordattentäter?“ Als Bibilow fragte, ob sie denn glauben, dass Russland den Krieg verliert, ertönte eine Stimme: „Ja, wir glauben, sie verlieren.“