Randerscheinung

Es ist Ameisen-Woche

Carolina Frank
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Dürfte ziemlich symbiotisch werden, dieser Sommer.

Unsere Ameisen-Woche hat mit dem Mittleren begonnen. „Ich bin stark, wie eine Ameise stark ist“, sagt der Sohn im Lachen und meint damit seine Kraft im Verhältnis zu seiner Größe und seinem Körpergewicht. Weil ein Mordstrumm ist er ja nicht gerade. Das ist vielleicht das größte Talent des Mittleren, völlig unangestrengt mit sich im Reinen zu sein.

Der Jüngste kommt dann mit den Bio-Zetteln für den Test herunter, auf denen es um Arten des Zusammenlebens im Tierreich geht. Also parasitäre ­Beziehungen, symbiotische und saprophyte. „Die Saprophyten betreiben selbst weder Chemo- noch Photosynthese und ernähren sich ausschließlich von toten organischen Stoffen“, liest der Bub von einem zerknödelten Zettel. Ein Beispiel für symbiotische Beziehungen seien Blattlaus und Ameise, liest er dann noch weiter. Womit er ein Ah und Oh erntet, weil wir dachten, die Ameisen auf unserem Holler fressen die noch viel mehreren Blattläuse auf, weswegen wir sogar welche vom Boden auf die Blätter gesetzt haben.

Ja, man hätte nur in der Schule aufpassen müssen. Der Jüngste will dann wissen, ob eine Hyäne gefährlich für einen lebendigen Menschen ist, weil die doch nur Aas frisst. Ich weiß es nicht. Wir reden dann noch über „König der Löwen“, wo die Hyänen im Auftrag des bösen Löwen-Bruders andere Tiere anfallen und fressen.

Ob das ein Regiefehler ist? Ob das vielleicht eine Lösung für unsere Blattläuse wäre? Mit Essig den Baum besprühen kommt übrigens nicht in Frage, das ist mir zu aufwendig. Der Hund liegt am Boden, ausgerechnet dort, wo die Ameisenstraße uns zeigt, dass die warme Zeit angefangen hat. Den Hund stören die vielen Ameisen, die da in seinem Fell wimmeln, überhaupt nicht. Dürfte ziemlich symbiotisch werden, dieser Sommer. 

("Die Presse Schaufenster" vom 13.05.2022)

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