Australien

Der Premier aus der Sozialwohnung

Anthony Albanese, recht salopp, vor seinem Haus in Sydney mit Hündchen Toto und seiner Freundin, Jodie Haydon.
Anthony Albanese, recht salopp, vor seinem Haus in Sydney mit Hündchen Toto und seiner Freundin, Jodie Haydon. IMAGO/AAP
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Nach fast neun Jahren Opposition stellt Labor mit Anthony Albanese wieder die Regierung. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitete sich langsam nach oben.

Von einem „Blutbad“ gar sprachen australische Medien nach der Parlamentswahl vom Samstag, in der die liberal-nationale Regierung von Premier Scott Morrison heftig abgestürzt war und mit Labor die Sozialdemokraten wieder an die Macht gelangten. Diese hatten zuletzt von 2007 bis 2013 die Macht im Fünften Kontinent gehabt.

Die Abstimmung in dem Riesenland mit seinen nur rund 26 Millionen Einwohnern sei zum „Referendum über den nicht zuletzt wegen seiner konservativen Klimapolitik ungeliebten und als ,Bulldozer‘ verschrienen Regierungschef geworden“, schrieb der australische „Sunday Telegraph“. Dessen Partei, die Liberalen, fiel (Stand Sonntag bei etwa 70 Prozent Stimmenauszählung) auf rund 24 Prozent (minus ca. vier Prozentpunkte), zusammen mit den Koalitionspartnern waren es etwa 36 Prozent (-3). Labor unter Parteichef Anthony Albanese kam demgegenüber zwar nur auf rund 33 Prozent, bei einem leichten Minus (0,5), doch bewirken das gute Ergebnis der Grünen und unabhängigen linken Kandidaten, die Erfolge von Labor und Linken in einwohnerstarken Wahlkreisen und das sehr komplizierte Wahlsystem eine starke tektonische Verschiebung im Parlament in Canberra. Demnach hat die rechte Koalition von 151 Sitzen im Repräsentantenhaus nur noch 52 (zuvor 77), Labor 72 (+5) und die Grünen plus Unabhängigen gesamt etwa 13 (+9). Die Zusammensetzung des Senats steht erst in ein paar Wochen fest.

Erste Tour nach Tokio

Vorerst blieb offen, ob Labor allein regieren kann oder auf andere Parteien angewiesen sein wird. Albanese soll schon heute als Premierminister vereidigt werden und wird am Dienstag nach Tokio reisen, zum „Quad“-Gipfel mit den Staatschefs der USA, Japans und Indiens, bei dem es vorrangig um die gemeinsame Haltung gegenüber China gehen wird.

Albanese (59) sitzt seit über 25 Jahren im Parlament, erlebte extreme Höhen und Tiefen der Labor Party mit. Ihm fiel in den vergangenen Jahren das harte Los zu, die zerstrittenen einstigen „Parteifreunde“ wieder zu einen und Brücken über breite Gräben zu bauen.

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