Umnutzungen

Aus etwas Langweiligem etwas Spannendes machen

Aus der Allianz-Arena einen Parkplatz machen oder das Parlament für gänzlich andere Zwecke nutzen? Unkonventionelle Nutzungsvarianten für ausgediente und desolate Gebäude.

Jedes Jahr kommen zahllose Gebäude und Liegenschaften an ihr natürliches Lebensende. Sie werden aussortiert, im schlimmsten Fall abgerissen, im besten revitalisiert und einer neuen Nutzung zugeführt. Nicht immer liegt es gleich auf der Hand, was damit geschehen soll – Einfluss haben Zustand, Lage, wirtschaftliche Entwicklung und nicht zuletzt der Zeitgeist. Experten, die sich mit dem Thema befassen, sind dabei auch um provokante Ideen nicht verlegen. „Aus der Allianz-Arena könnte man beispielsweise einen Parkplatz machen“, meint Ronald Goigitzer, Geschäftsführer der Werbeagentur Goreeo, gibt aber gleichzeitig zu, dass das wohl nur die Fans der Wiener Austria begeistern würde.

Mehr öffentliche Räume

»"Überhaupt wird Nahrungsmittelproduktion im städtischen Raum ein Thema werden."«

Alexander Kopecek, Vorstand der Wien 3420 AG.

Peter Ulm, Vizepräsident Vöpe – Die Lebensraumentwickler, könnte sich sogar ein neues Nutzungskonzept für das Parlamentsgebäude vorstellen: „Ich frage mich, ob so ein tolles altes Gebäude wie das Parlament auf ewig den Nationalrat beherbergen muss? Dieser wäre in einem funktionellen und energieeffizienten Gebäude viel besser aufgehoben.“ Solchen alten „Kunstwerken“ könnte man „viel mehr Leben einflößen, wenn man sie den Menschen öffnen würde.“ Das gleiche gelte „auch für das ein oder andere Gebäude der öffentlichen Hand“.

In der Ankerbrotfabrik wird derzeit über die Nachnutzung einer alten stützenfreie Halle nachgedacht. Für diese hätte Samantha Riepl, Geschäftsführerin von Regio Plan, bereits eine Idee zwischen Entertainment und Nachhaltigkeit: „Man könnte zukünftig durchaus unkonventionelle Nutzungsvarianten andenken und eine E-Kart-Halle daraus machen, kombiniert mit einem begrünten Rooftop, auf dem man den Abend ausklingen lassen könnte.“ Zudem könnte das Dach auch zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. „Überhaupt wird Nahrungsmittelproduktion im städtischen Raum ein Thema werden“, ist Alexander Kopecek, Vorstand der Wien 3420 AG, überzeugt. Das würde noch zu zahlreichen ungewöhnlichen Umnutzungen in den kommenden Jahren führen.

„Was ich immer besonders spannend finde, ist, wenn es Umnutzungen gibt, die in eine tote Ecke wieder Leben hineinbringen“, meint Markus Mendel, Geschäftsführer von EHL Investment Consulting. Dazu zählen für ihn Gastronomieangebote und „coole Erlebnismöglichkeiten mit einer Entertainment-Area“. Grundsätzlich sei aber alles interessant, was aus etwas Langweiligem etwas Spannendes macht, betont Mendel. Damit ließe sich nicht nur Grätzeln wieder neues Leben einhauchen. „Diese Belebung könnte ich mir auch bei einzelnen Büroimmobilien vorstellen.“
Apropos neues Leben. Im Zuge der abnehmenden Zahl an Kraftfahrzeugen im urbanen Bereich wird sich in den kommenden Jahren mehr und mehr die Frage stellen, was mit den betonierten Plätzen passieren soll.

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