Montenegro

Gegensätze ziehen sich an - von Jachten und Katzen

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In Montenegros Bucht von Kotor treffen Tradition auf Moderne und Luxusjachten auf posierende Katzen.

Skipper Luka trifft die letzten Vorkehrungen, dann hisst er mit ein paar kräftigen Armzügen das Segel. „Wenn ich sage, dass ihr die Seiten wechseln sollt, dann macht ihr das. Drei, zwei, eins – wechseln!“ Die Anweisungen sind unmissverständlich und mit etwas Gleichgewichtssinn auch für Unerprobte ausführbar, der junge Mann versteht etwas vom Segeln. Der 23-Jährige war montenegrinischer Staatsmeister, hat sogar an Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, erzählt er später stolz. Nass werden wir trotzdem, sogar bis auf die Unterhose. Kategorie Berufsrisiko.

Mit 20 Knoten (37 km/h) steuert Luka sein Boot der Klasse J/70 durch die Bucht von Kotor. Jeden Tag ist er „da draußen“. Wenn nicht mit Touristen, dann mit Freunden oder Familie. Für drei oder vier Stunden am Stück. Verlangen Wellen und Wind nicht gerade seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit, dann lässt er die „Schönheit der Umgebung“ auf sich wirken. Denn davon bekomme er „nie genug“, sagt Luka.

Regent Porto Montenegro

Als „Braut der Adria“ hat der bosnisch-herzegowinische Dichter Aleksa Šantić die Bucht von Kotor schon vor über einem Jahrhundert bezeichnet. Und diese Braut, sie ist wunderbar wandelbar. Weil sie das Zusammenspiel von Land und Wasser, von Tradition und Moderne perfekt versteht.

Schwimmendes Vermögen

Porto Montenegro heißt das jüngste Aushängeschild der Region. Im Hafen von Tivat, wo auch der Segeltörn mit Luka begonnen und geendet hat, reiht sich eine Jacht an die nächste. Bis zu 460 Exemplare in allen Größen finden hier Platz, die Black Pearl hebt sich in ihrer Dimension aber von allen anderen ab. 106,8  Meter misst diese sogenannte Megajacht, damit zählt sie weltweit zu den größten.

»Vor rund 15 Jahren begann der Ausbau zum Monte Carlo des Balkans.«

Der Laie mag sich fragen, wie viel Zeit wohl die Reinigung eines solchen Gefährts, innen wie außen, in Anspruch nimmt. Der Vergleich mit der eigenen 70-Quadratmeter-Wohnung hinkt.
Die Black Pearl jedenfalls liegt nicht ganz freiwillig im Hafen von Porto Montenegro. Im Rahmen der Sanktionsmaßnahmen wegen des Ukraine-Kriegs, so hört man, dürfte sie von den lokalen Behörden beschlagnahmt worden sein. Der Hintergrund: Bis zu seinem Tod im Juni 2021 war die Black Pearl in Besitz des russischen Oligarchen Oleg Burlakov.

Regent Porto Montenegro.

Ein nicht abgeschlossener Rechtsstreit über das Erbe Burlakovs verkompliziert die Angelegenheit. Montenegro ist zwar nicht Mitglied der EU, erklärte aber am 1. März, die Sanktionen gegen Russland mitzutragen. Auch deshalb hatte Roman Abramowitsch, ein enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin, mit seiner Megajacht Solaris vor wenigen Wochen fluchtartig den Hafen verlassen – ohne, wie ursprünglich geplant, zu tanken.

Schau-U-Boot mit Museum

Die Geschichte der hiesigen Marina reicht lang zurück und hat eine rot-weiß-rote Note. Österreich-Ungarn nutzte sie bis zum Ersten Weltkrieg als Marinestützpunkt, später diente der Hafen der jugoslawischen Volksarmee. Heute erinnert nur noch ein U-Boot vor dem schicken Jachtclub mit seinem 64-Meter-Pool an die Vergangenheit. Das U-Boot ist Teil des Maritime ­Heritage Museums in Tivat. Wer unter Platzangst leidet, sollte es meiden. Allen anderen wird ein Blick ins Innere uneingeschränkt empfohlen.

Mit Porto Montenegro wurde nach dem Einstieg ausländischer Investoren, die das Potenzial der Küstenregion vor rund 15 Jahren erkannten, ein eigener Stadtteil geschaffen und zugleich eine Marke kreiert. Federführend war zunächst der kanadische Unternehmer Peter Munk, seit dem Verkauf 2016 lenken die Vereinigten Arabischen Emirate, genauer gesagt Dubai, die Geschäfte an der Adriaküste. Tivat ist nun keine verschlafene Kleinstadt mehr, der man keine Beachtung schenkt, nein.
Wer durch die penibel gereinigte Fußgängerzone schlendert, der findet nebst prämierten Hotels (zu empfehlen ist das Regent Porto Montenegro), schicken Restaurants und angesagten Bars auch Dutzende Designerboutiquen. Willkommen im Monte Carlo des Balkans.

»Rituelles Steinewerfen im Juli soll die Insel vergrößern.«

Der Versuch, auch Einheimische – etwa durch leistbares Wohnen – nachhaltig in das Konzept Porto Montenegros einzugliedern, wird zur großen ­Herausforderung der nahen Zukunft. Mehr als einen Espresso dürfte sich das Gros der Montenegriner und Montenegrinerinnen nicht leisten können oder wollen. Es sind doch Galaxien, die hier aufeinanderprallen.

Wo die Katzen regieren

Boka Bay, wie die Bucht auch genannt wird, ist aber noch sehr viel mehr als das schicke Porto Montenegro, das vor allem die Reichen und Schönen anzieht. Es sind Gegensätze, die sich hier treffen. Im nur 15 Autominuten entfernten Kotor eröffnet sich eine völlig andere Welt. Eingebettet in eine imposante Kulisse und die Ausläufer des Lovćen (1749 Meter), begegnet Kotors Altstadt den Gegenspielern der Moderne mit Charme und Geschichte. Umgeben von einer 4,5  Kilometer langen Stadtmauer, verliert man sich auf eine verträumte Art und Weise in den verwinkelten Gassen, stößt fast hinter jeder Ecke auf Cafés, Kirchen – und ganz viele Katzen.

Die Vierbeiner sind fester Bestandteil des Stadtbilds und tragen ihren Teil zum mediterranen, entspannten Flair in Kotor bei. Längst haben hiesige Geschäftsleute die flauschigen Helden auch als touristische Einnahmequelle entdeckt. Postkarten, Tassen, Shirts mit Katzen – ja sogar ein eigenes Museum zu den „Cats of Kotor“ gibt es. Den besten Blick auf die Altstadt und die Bucht, natürlich inklusive posierender Katzen, hat man von der Festung Sveti Ivan (Heiliger Ivan). Sie liegt 260 Meter über Meeresniveau, der Aufstieg (1300 Stufen) lohnt sich.
Wer Katzen nicht mag (als Argument gilt einzig eine ­Al­lergie), der sollte lieber einen Bogen um Kotor machen und in Perast halten.

Radik Sitdikov/Unsplash

Entlang der Uferstraße gelegen, glänzt das pittoreske Dorf mit prunkvollen ­Villen. Und an der Promenade lässt sich hervorragend Fisch essen (Restaurant Conte). Die spektakulärste Sehenswürdigkeit von Perast liegt aber nicht an Land: Die beiden kleinen Inseln Sveti Ðorđe (Heiliger Georg) und Gospa od Škrpjela (Maria vom Felsen) sind in wenigen Minuten mit dem Boot erreichbar, wobei nur zweitere betreten werden darf. Auf Sveti Ðorđe befindet sich der Adelsfriedhof von Perast und ein aus dem zwölften Jahrhundert stammendes Benediktinerkloster.
Gospa od Škrpjela hingegen ist ein beliebter Wallfahrtsort. Die Kapelle mit ihren Marienreliquien zieht täglich Dutzende Besucher an.

Die ursprüngliche Insel wurde 1452 künstlich aus einem Bollwerk von Felsen und alten gesunkenen Schiffen, die mit Steinen beladen waren, angelegt. Bis heute hält sich die Tradition des Steinewerfens von Perast. Jedes Jahr am 22. Juli fahren Einheimische in ihren Booten hinaus, um kurz vor Sonnenuntergang Steine ins Meer nahe der Insel zu werfen. So soll getreu der Geschichte die Inselfläche vergrößert werden. Fašinada, so heißt das volkstümliche Fest, konnte übrigens nicht einmal das Coronavirus stoppen. Im Juli 2020, wenige Monate nach Ausbruch der Pandemie, wurden kurzerhand größere Boote verwendet, weniger Leute zugelassen, wurde mehr Abstand ge­­halten – und fleißig mit Steinen geworfen.

Info:

Hin: Flüge ab Wien nach Dubrovnik oder Podgorica. Wer viel Sitzfleisch hat: mit dem Auto in zwölf Stunden ab Wien.
Hotel: Regent Porto Montenegro: 5 Sterne, Spa und tolle Gastro, www.portomontenegro.com
Essen: Das Restaurant Murano im Regent Porto Montenegro wurde bereits als das beste im Land ausgezeichnet. Dinner im One, inklusive DJ-Klängen.
Ausflüge: Segeln in der Bucht von Kotor (buchbar im Regent Porto Montenegro). Individuelle Wanderausflüge.
Weinverkostung: im kleinen,
familiengeführten Weingut Savina in Herceg Novi. Die Aussicht hoch über der Bucht ist mindestens genauso gut wie der Wein. www.castelsavina.me

Compliance-Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung des Regent Porto Montenegro.

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