Fachkräftemangel

Corona verschärfte Personalmangel im Tourismus

Die Presse/Clemens Fabry
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In der Branche fehlen laut AMS über 15.000 Mitarbeiter. Branchenvertreter sehen bis zu 35.000 Personen zu wenig. AMS-Vorstand Kopf appelliert an die Betriebe.

Die Coronakrise hat den Mitarbeitermangel in der Gastronomie und im Tourismus verstärkt. „Die Knappheit an Arbeitskräften wird die Branche wohl noch auf längere Zeit begleiten“, so die Einschätzung von AMS-Chef Johannes Kopf. „Betrieben kann nur geraten werden, sich diesen Tatsachen zu stellen und an Konzepten zu arbeiten, wie sie ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen können.“

Während laut Branche bis zu 35.000 Personen fehlen, sind es laut den aktuellsten Daten des AMS 15.555. Demnach hat sich die Lücke binnen drei Jahren sei April 2018 fast verdoppelt. Damals wurde ein Arbeitskräftemangel von 8600 Personen gezählt. Die Zahl der unselbstständig in der Branche Beschäftigten blieb mit gut 185.000 bzw. nun gut 188.000 Menschen nahezu gleich. Die April-Arbeitslosigkeit 2022 lag deutlich unter den Vorjahren.

Zu den Ursachen für die hohe Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen laut Kopf „sicherlich Nachholeffekte nach zwei Jahren mit Covid-Restriktionen, die nach wie vor gute Konjunktur und die Tatsache, dass weniger Menschen in die Branche einsteigen als früher.“ Das AMS unterstütze die Gastro- und Tourismusbranche. Derzeit findet eine sogenannte Business Tour statt, bei der 7500 Betriebe besucht werden. Kopf appelliert an Betriebe, sich proaktiv beim AMS zu melden. „Gemeinsam sollten wir eine Lösung finden, die weiterhilft.“

Wenige kamen in die Branche

Dass die Einschätzung von Branchenvertretern auf bis zu 35.000 fehlende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaufgeht, erklärte die nunmehrige ÖVP-Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler kürzlich mit der Betrachtung der gesamten Kernsaison des Sommers. Die Hoteliervereinigung (ÖHV) spricht von 20.000 bis 25.000 fehlenden Mitarbeitern.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sah den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie und im Tourismus dieser Tage hauptsächlich darin begründet, „dass in den letzten zwei Jahren so wenige Menschen in die Branche gewechselt sind oder neu eingestiegen sind.“ Normalerweise würden in zwei Jahren 40.000 Arbeitskräfte in Österreich in den Tourismus gehen. „In den letzten zwei Jahren waren es nur 20.000. Und ausländische Fachkräfte sind auch noch ausgeblieben“, sagte Kocher.
Manche Gastronomen sehen einen größeren Strukturwandel auf die Branche zukommen, der zum Teil dem Mitarbeitermangel geschuldet ist. „Es wird nicht mehr das Angebot da sein, wie wir es kennen“, sagte der Chef der Villa Lido in Klagenfurt, Franz Huditz, am Freitag. Bei vielen Qualitätsbetrieben könnte künftig, ähnlich wie in den USA, ohne Reservierung nichts mehr gehen, Ruhetage könnten mehr werden. (APA/red.)

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