MAK

Die Architekten, die nichts bauten

MAK
  • Drucken

Wer kennt dieses „Missing Link“? Eine Architekturgruppe der Siebziger, deren Mitglieder als Solisten alle bekannt sind: Krischanitz, Kapfinger, Hareiter. Eine Entdeckung.

Die Architektur als Rockband, Rebellieren im Kollektiv: Im Wien der 1960er arbeitete in der Gruppe, wer radikal und utopisch wirken wollte. Coop Himmelb(l)au, Zünd up, Haus-Rucker-Co heißen die heute bekanntesten. Die jüngste dieser Gruppen ist die am wenigsten bekannte, auch wenn ihre Mitglieder als Solisten alle namhaft wurden – Architekt Adolf Krischanitz, Architekturkritiker Otto Kapfinger. Und Filmausstatterin Angela Hareiter, eine der ganz wenigen Frauen, die sich damals behaupten konnten, noch dazu in der Architektur. Selbstverständlich für sie, hält sie nun im MAK dagegen. War schon ihre Mutter, Herta Hareiter (1923–2015), erfolgreiche Filmarchitektin, Bühnenbildnerin.

Rund um Schwanzer

Wie aber nannte sich dieses so unterschiedlich wirkende Dreigestirn, das sich 1970 an der TU zusammenfand, im Dunstkreis der Professur des legendären Karl Schwanzer? „Missing Link“, hier ist es also. Eine bis zur Überforderung umfangreiche und kleinteilige Ausstellung im MAK stellt dar, welche verbindende Rolle, welche Brückenfunktion diese Gruppe in der Wiener Kunst- und Architekturgeschichte tatsächlich eingenommen hatte – sie existierte nur ein Jahrzehnt. Und man versteht auch, warum dieses Verbindungsglied bisher niemandem gefehlt zu haben scheint. Die drei jungen TU-Studierenden bauten keine fetten Signature-Gebäude, bauten nicht einmal irgendein einziges Gebäude. Sie entwarfen auch keine aufblasbaren Möbel und andere Sci-Fi-Entwürfe wie Hans Hollein oder Walter Pichler es taten, Werke von ihnen stehen als Referenz am Beginn der Schau. „Missing Link“ waren, wenn überhaupt, an eigenfarbigen, reduzierten Gouachen zu erkennen (siehe Abb.), teils Studien für ihre Objekte, teils ganz frei. Frei in der damals breiten Zone zwischen Architektur, Urbanistik, Performance, Skulptur. Frei auch im Aufnehmen von Einflüssen wie Pichler, Gironcoli, Land Art und Aktionismus. Es ist diese Freiheit, die sich die drei gönnten, die sie eben auch nicht so leicht fassbar werden lässt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.