Lokalkritik

Testessen im Lolo & Lola

Philippinisch essen im spätbarocken Bäckerhaus: Was sagen Opa und Oma zu so viel Veganem?

Philippinisch also. Wörter wie Bilo-Bilo, Sinigang, Bagoong oder Pinakbet auf der Speisekarte. Eine Begleitung mit einschlägiger Reiseerfahrung muss her. „Das gibt’s dort überall, Adobo ist der Klassiker und dass viel mit Essig gekocht wird, auch“, lauten ein paar der Kennerkommentare, gespeist von mehrmonatigen Aufenthalten auf den Philippinen. Im 18. Jahrhundert als spätbarockes Bäckerhaus „Zum Schwarzen Mohren“ errichtet, beherbergt die Adresse Burggasse 19, Ecke Spittelberggasse im siebten Wiener Bezirk neuerdings das Lolo & Lola.

Der Name bedeutet, lernt man, Opa und Oma auf Tagalog, der meistgesprochenen Sprache des Inselstaats. Inhaber und umsichtiger Gastgeber ist Earl Valencia, der bei seinen Großeltern in der Provinz Isabela aufgewachsen ist und seit 1999 in Österreich lebt. Zu seinen Karrierestationen gehören das Parkhotel Pörtschach und das Motto am Fluss, wo er Restaurantleiter war.

Veganer willkommen

Das Interesse an philippinischer Küche dürfte groß sein, es gestaltet sich schwer, einen Tisch zu bekommen. Wer angesichts der Speisekarte Fragen hat, wende sich an das junge Serviceteam, das dank philippinischer Wurzeln Antworten liefern kann.

Unter den Vorspeisen (4,5 bis 10,50 Euro) tunlichst nicht zu versäumen: Kilawin. Für die philippinische Spielart von Ceviche werden im Lolo & Lola Scheiben von rohem Zander mit einer aromatisch-erfrischenden Mangomarinade überzogen. Auslassen kann man den Salat mit welken Blattsenioren statt der angekündigten Salatherzen, grünen Sojabohnen, Lotuswurzel und einer Tamarindenmarinade, die sich weigert, nach Tamarinde zu schmecken. Unter den Dim-Sum-ähnlichen gedämpften Teigtaschen mit Chilidip liegen jene mit Rindfleischfüllung klar voran – hinter der eher nichtssagenden veganen Variante ortet die Tischgenossin ein Zugeständnis an ein junges Wiener Publikum.

Wynn Florante

Generell bietet man hier zahlreiche vegane Versionen, etwa von der säuerlichen Suppe Sinigang oder dem erdnusssaucereichen Eintopf Kare-Kare, der am Spittelberg ohne Ochsenschwanz und Kalbsfüße auskommt und sich auf Gemüse wie Okraschoten, Zuckerschoten und Melanzani beschränkt (14 Euro). Eine Tranche vom Stör in Tempurateig wird auf Gemüse in süßer Mangosauce gebettet (22 Euro), Adobo kommt in Form eines marinierten und danach panierten Schweinskarrees auf sehr gutem Reis mit Klecksen essigwürziger Umami-Sauce (15 Euro).

Vor allem haptisch amüsant geht es – typisch südostasiatisch – bei den Desserts zu: Lila Klebreisbällchen tanzen mit Süßkartoffelwürfeln, Kokosraspeln und Jackfruit, Seidentofu tritt gegen backerbsengroße Tapiokagummiperlen an. Schiedsrichter Karamellsauce sagt: 1:1.

Lolo & Lola

Burggasse 19, 1070 Wien, Tel.: +43/(0)1/36 10 333, Restaurant: Di–Fr 17–22, Sa und So 12– 22 Uhr.

(Aus der "Schaufenster"-Printausgabe vom 27.5. )

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