Affenpocken werden in der internationalen Berichterstattung immer wieder als „Schwulenkrankheit“ bezeichnet, oder mit schwarzen Menschen kontextualisiert. NGOs warnen vor den Konsequenzen.
In den letzten Tagen sind unzählige internationale und nationale Medienberichte zur Ausbreitung der Affenpocken erschienen. Nicht alle davon sind frei von Diskriminierung und Vorurteilen. Die UNO-Organisation UN Aids zeigte sich besorgt darüber, dass eine Stigmatisierung der Virusinfektion den „Kampf gegen die Epidemie“ behindern könnte.
„Stigmatisierung und Schuldzuweisungen untergraben das Vertrauen und die Fähigkeit, bei Ausbrüchen wie diesem wirksam zu reagieren“, meinte Matthew Kavanagh, stellvertretender Geschäftsführer von UN Aids. Rassistische oder homophobe Angriffe „schaffen einen Kreislauf der Angst“. Dieser bringe Menschen dazu, Gesundheitszentren zu meiden, womit sich die Ausbreitung schlechter einschränken lasse, erklärte der Vertreter der UNO-Organisation.
„Stigmatisierung schadet allen"
Der Ausbruch der Affenpocken verdeutliche, dass internationale Koordinierung und Solidarität für die öffentliche Gesundheit unerlässlich sind. „Stigmatisierung schadet allen. Gemeinsame Wissenschaft und gesellschaftliche Solidarität helfen allen“, meinte Kavanagh. Es sei ein Irrglaube, dass Affenpocken nur homosexuelle Männer betreffen würden. Zur Ansteckung reiche enger Körperkontakt mit einer infizierten Person, egal welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung. Man sei der LGBTIQ-Gemeinschaft dankbar, dass sie eine Vorreiterrolle im Hinblick auf stigmatisierte Krankheiten wie Aids übernommen habe.
Oftmals ist aber nicht nur der Inhalt der Berichterstattung problematisch, sondern auch die Kontextsetzung. So finden sich im Netz vermehrt Artikel und Beiträge wieder, die mit schwarzen Menschen bebildert werden – sowohl bei Qualitätsmedien, als auch beim Boulevard. So könnte bei Leserinnen und Lesern der Eindruck entstehen, dass die Krankheit nur bestimmte Personengruppen betrifft. Aber auch der rassistische Fehlschluss, dass schwarze Menschen mit Affen in Verbindung stehen, könnte schnell gezogen werden.

Was solche Pauschalisierungen auslösen können, wurde bereits während der Coronapandemie evident. Nach Donald Trumps „China Virus“-Sager hatte es in den USA vermehrt rassistische Übergriffe auf asiatisch aussehende Menschen gegeben. Eine chinesisch-amerikanische Bürgerrechtsorganisation verklagte Trump im Anschluss auf 23 Millionen US-Dollar.

Risikoverhalten statt Risikogruppen
Auch beim Klagsverband, wo man sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzt, sind die Medienberichte zu den Affenpocken bereits negativ aufgefallen. Die Krankheit werde teilweise als „Schwulenkrankheit“ geframed. Der Generalsekretär der Organisation, Volker Frey, ortet in der internationalen Berichterstattung oftmals stigmatisierende Begriffe im Zusammenhang mit der Krankheit.
Generell gelte im medialen Zusammenhang: „Es sollte immer vom konkreten Risikoverhalten gesprochen werden – in diesem Fall die Übertragung über engen Körperkontakt wie Körperflüssigkeiten, Hautausschlag und Schmierinfektionen“, mahnt Frey. Unsachlich und diskriminierend werde es dann, wenn einzelne Gruppen als Risikogruppen bezeichnet oder die Infektion als typisch für diese Gruppe bezeichnet wird. Das österreichische Antidiskriminierungsrecht biete dagegen leider keinen Schutz. Es sei aber möglich, solche Aussagen beim Presserat zu melden, merkt Frey an.