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Austrian Health Forum

Neue Denkanstöße für das Gesundheitssystem

Der congress Schladming präsentierte sich als würdige Kulisse für das Austrian Health Forum 2022, heuer unter dem Motto: „Zukunft statt Krise“.
Der congress Schladming präsentierte sich als würdige Kulisse für das Austrian Health Forum 2022, heuer unter dem Motto: „Zukunft statt Krise“.(c) Klaus Ranger
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Austrian Health Forum 2022. Nach der Pflegereform ist vor der Gesundheitsreform. Rund 300 Expert:innen stellten dem heimischen Gesundheitssystem eine Diagnose: Reformstau.

Rund 300 Vordenker:innen aus dem medizinischen Bereich kamen von 12. bis 14. Mai in Schladming zusammen, um gemeinsam an sinnvollen Innovationen für das österreichische Gesundheitssystem zu arbeiten.
Gesundheitsminister Johannes Rauch griff in seiner Keynote das Thema der dreitägigen Konferenz – „Zukunft statt Krise“ – auf: „Wenn wir die Probleme nicht in den Griff bekommen, werden uns die Patientinnen und Patienten eines Tages mitteilen, dass sie keine Ärzte mehr finden, die sie behandeln können. Wir müssen in eine Situation kommen, wo bei allen Beteiligten Einigkeit besteht, was die drängenden Probleme sind. Diese Gemeinsamkeiten und eine Bereitschaft zur Veränderung müssen wir finden. Wir müssen aufhören, ausschließlich augenblicksökonomisch zu handeln. Ein eingesetzter Euro muss sich nicht sofort auszahlen, entscheidend ist, wie dieser Euro mittelfristig Wirkung zeigt“, so der Gesundheitsminister: „Nach der Pflegereform ist vor der Gesundheitsreform.“

Lösungsorientierung

Zwei Gesundheitslandesrätinnen (Annette Leja, Tirol; Juliane Bogner-Strauß, Steiermark), ein Gesundheitsstadtrat (Peter Hacker, Wien) sowie Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, diskutierten mit dem Gesundheitsminister Ansätze, um die angesprochenen Probleme zu lösen. Unter anderem ging es dabei um die „Flucht“ der Ärztinnen und Ärzte aus dem Kassensystem, aber auch um den Mangel an Nachwuchs im medizinischen Bereich und in der Pflege. „Es liegt an uns, das System so zu gestalten, dass die Menschen im Gesundheitsbereich arbeiten wollen“, fordert der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der aber auch Versäumnisse der Vergangenheit adressierte: „Das Impfen muss Teil der Gesundheitsversorgung sein, und das ist es bis heute nicht. Es ist bitter, dass wir in den letzten dreißig Jahren außer einem Kinder-Impfprogramm wenig zustande gebracht haben. Komplizierte Formeln in den Finanzausgleichsverhandlungen bringen uns nicht substanziell weiter. Wir sind zu wenig lösungsorientiert, damit muss Schluss sein“, so Hacker.
Juliane Bogner-Strauß, Gesundheitslandesrätin der Steiermark, schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir nutzen die Daten, die wir haben, nicht ausreichend. Stattdessen diskutieren wir zu häufig über die Finanzierung und tun zu wenig für die Prävention, während die Kosten für das Kurative weiter explodieren. Wir müssen es den Menschen leichter machen, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.“

Versorgungsschwierigkeiten

Annette Leja, Gesundheitslandesrätin in Tirol, ergänzt: „Wir sind nicht am Untergang, aber wir haben regionsweise schon sehr große Probleme. Es ist beispielsweise mittlerweile vielerorts nicht mehr möglich, einen Kassenkinderarzt zu finden. Die meisten Jungärzte wollen gar nicht unbedingt in die Wahlarztordinationen und eigentlich auch nicht unternehmerisch tätig sein. Die interessieren sich für die Medizin. Aber wir müssen Konzepte für die junge Generation schaffen, die es attraktiv machen, im Gesundheitssystem und als Kassenärztin oder Kassenarzt zu arbeiten.“

Christoph Hörhan
Christoph Hörhan(c) Klaus Ranger

»„Innovation und Kooperation sind die Erfolgsfaktoren für Gesundheit - nützen wir sie.“
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Christoph Hörhan, Geschäftsführer des AHF

Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger und Obmann der Sozialversicherung der Selbständigen, brachte grundsätzliche Überlegungen in die Diskussion ein: „In Österreich werden über zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Gesundheit ausgegeben. Die entscheidende Frage ist: Haben wir auch das beste Gesundheitssystem? Wir müssen alle Potenziale, auch jene der Digitalisierung, nutzen, um ein effizientes und leistbares Gesundheitssystem zu schaffen.“

Auch Katharina Reich, Direktorin für die öffentliche Gesundheit, betonte in ihrem Eröffnungsstatement beim Austrian Health Forum, dass trotz aller Unwägbarkeiten einiges auf dem richtigen Weg sei: „Unser Gesundheitssystem hat im letzten Jahr alle Aggregatzustände durchlaufen, von versteinert und starr bis zu ‚alles im Fluss‘. Wir wollten Reformen schnell auf den Weg bringen, dann sind uns Delta und Omikron in die Quere gekommen. Aber vergessen wir nicht, dass wir in manchen Bereichen sehr nahe dran sind an einer Lösung, hier müssen wir nur noch einen Schalter umlegen.“

Denkanstöße

Neue Denkanstöße kamen beim AHF auch von prominenten Keynote-Speakern: Wirtschaftsphilosoph Anders Indset betonte in seiner Keynote beim Austrian Health Forum, dass „Reaktionismus und der Drang nach Optimierung uns Irrtümer und Denkfehler schlicht nicht wahrnehmen“ ließen. Weil wir mit einem „gordischen Knoten unterschiedlicher Paradoxien“ konfrontiert seien, brauche es ein neues Denken. „Der Weg zur Heilung unseres infizierten Denkens liegt in der Befreiung aus der Anästhesie – aus reaktiven Selbstverständlichkeiten.“
Und Keynote-Speaker Professor Stefan Brunnhuber, der Ökonom, Psychiater, Mitglied des Club of Rome und Senator der Europäischen Akademie der Wissenschaften ist, betonte, dass die Zukunft der Gesundheitsversorgung „inklusiv, integral und präventiv ist. Inklusiv, weil sie allen zuteil kommen soll. Integral, weil sie alle Medizinsysteme und Traditionen ehren soll. Und präventiv, weil das gesünder und billiger ist.“ Es gebe „kein gesundes Leben in einer kranken Welt“. So sei es für die Gesundheit nachweislich hilfreich, wenn es in einer Gesellschaft auch der Umwelt gut gehe, es geringe relative Einkommensdiskrepanzen gebe, man auf individueller Ebene den Lebensstil ändere und wenn zusätzlich Erkenntnisse aus Weisheitstraditionen genutzt würden. Falls auf diesen vier Dimensionen die Gesellschaft Fortschritte mache, verbessere sich damit auch die gesundheitliche Situation jedes Einzelnen.

Innovationen

Christoph Hörhan, Mitbegründer und Geschäftsführer des Austrian Health Forums, erklärt die Zielsetzung des Austrian Health Forums mit zahlreichen Diskussionen, Workshops und weiteren interaktiven Formaten: „Mit dem Austrian Health Forum in Schladming öffnen wir jedes Jahr für drei Tage einen ,Gesundheitscampus‘, auf dem wir gemeinsam Lösungsszenarien für ein modernes österreichisches Gesundheitswesen erarbeiten. Es geht uns darum, den Nutzen von Innovationen rascher zu allen Patientinnen und Patienten zu bringen, und natürlich auch zu den Menschen, die täglich in unserem Gesundheitssystem arbeiten.“

Unterschiedliche Formate wurden beim Austrian Health Forum entsprechend dem sogenannten Political Design Thinking verwoben, das Innovationsmethoden mit Elementen der Politikberatung verbindet. Dadurch konnten gegensätzliche Positionen mit mehr Empathie betrachtet werden. Mithilfe der Expertise der Teilnehmer:innen wurden so, gemeinsam mit den Entscheidungsträger:innen, inspirierende Ideen entwickelt und Netzwerke für deren Verwirklichung gebildet.
Themenschwerpunkte des hochkarätigen Kongresses waren Demenz und Pflege, Primärversorgung, onkologische Versorgung und digitale Gesundheitsanwendungen. Verbindende Klammer war die Systeminnovation. Das Austrian Health Forum fand heuer bereits zum dritten Mal statt und hat sich mittlerweile als führender Kongress im heimischen Gesundheitswesen etabliert.

Über das Austrian Health Forum

Unterschiedliche interaktive Formate werden beim Austrian Health Forum entsprechend dem sogenannten Political Design Thinking verwoben, das Innovationsmethoden mit Elementen der Politikberatung verbindet. Dadurch werden gegensätzliche Positionen mit mehr Empathie betrachtet, was frische Einsichten und neue Lösungswege ermöglicht. Mithilfe der Expertise der Teilnehmer:innen werden so, gemeinsam mit den Entscheidungsträger:innen, inspirierende Ideen entwickelt und Netzwerke für deren Verwirklichung gebildet.

Ausblick AHF 2023

Auch im nächsten Jahr trifft sich die Gesundheitsbranche wieder beim Austrian Health Forum.

Austrian Health Forum 2023
11. bis 13. 5. 2023
congress Schladming
Weitere Infos:
www.austrianhealthforum.at

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