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Amoklauf in den USA: Emotionaler Wutausbruch von Basketball-Startrainer

Steve Kerr hatte am Tag nach dem Amoklauf in Texas keine Worte über Basketball übrig.
Steve Kerr hatte am Tag nach dem Amoklauf in Texas keine Worte über Basketball übrig.via REUTERS
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Basketball-Meistertrainer Kerr zeigte sich sichtlich bewegt: "Ich habe es satt, ich habe genug!“ Basketball-Profi Damion Lee pflichtet ihm bei: In den USA sei es leichter, an eine Waffe zu kommen, als an Milchpulver für Babys.

Nach dem Massaker an einer Grundschule in seiner texanischen Heimatstadt Uvalde haben viele Prominente ihren Zorn auf die laschen Waffengesetzt im Land geäußert. Hollywoodstar Matthew McConaughey (52) mehr Einsatz im Kampf gegen Waffengewalt gefordert. Im Internet wurden vor allem Ausschnitte einer Rede vom US-amerikanische Basketball-Meistertrainer Steve Kerr tausendfach geteilt. Papst Franziskus meldete sich ebenfalls zu Wort und forderte das Aus von „wahllosem Waffenhandel“.

"Dies ist eine Epidemie, die wir in den Griff bekommen können, und unabhängig davon, auf welcher parteipolitischen Seite wir stehen, wissen wir alle, dass wir es besser machen können. Wir müssen es besser machen", schrieb der Oscar-Preisträger von 2014 ("Dallas Buyers Club") auf Twitter. Man müsse Maßnahmen ergreifen, damit niemand das erleben müsse, was die Eltern in Uvalde und andere Angehörige davor durchgemacht hätten.

Ein 18 Jahre alter Angreifer hatte nach Angaben der Polizei am Dienstagmittag in der Volksschule in der Kleinstadt Uvalde das Feuer eröffnet. US-Medien zufolge wurden mindestens 19 Kinder und zwei Erwachsene getötet. Der Schütze sei von Beamten getötet worden.

Debatte um Verfassungsrecht

"Wieder einmal haben wir auf tragische Weise bewiesen, dass wir es nicht schaffen, verantwortungsvoll mit den Rechten umzugehen, die uns unsere Freiheiten gewähren", schrieb McConaughey. Im Vergleich zu Europa ist das Waffenrecht in den USA allgemein sehr lax. Befürworter berufen sich auf den 1791 verabschiedeten zweiten Verfassungszusatz, der es ihrer Ansicht nach den Amerikanern erlaubt, Waffen zu tragen. Initiativen zur Verschärfung des Waffenrechts auf Bundesebene scheiterten bislang.

Für jeden Amerikaner sei es nun an der Zeit, sich zu fragen: "Was ist es, das wir wirklich schätzen? Wie können wir das Problem beheben?", forderte der US-Schauspieler. "Wir können nicht noch einmal ausatmen, uns in Ausreden flüchten und diese tragische Realität als Status quo akzeptieren."

Der in Texas geborene und aufgewachsene McConaughey hatte sich im vergangenen Jahr zunächst für eine Kandidatur als Gouverneur in seinem Heimatbundesstaat ins Gespräch gebracht. Einige Monate später sagte er jedoch ab.

Steve Kerr: „Ich bin es so leid"

"Wann werden wir etwas tun?", schrie Kerr in einer Pressekonferenz vor der Playoff-Partie bei den Dallas Mavericks am Dienstagabend (Ortszeit). "Ich habe es satt, ich habe genug!" Kerr, als Spieler an der Seite von Michael Jordan Meister mit den Chicago Bulls, wollte nicht über Basketball reden. Sichtlich bewegt und zitternd sagte der 56-Jährige: "Ich bin es leid. Ich bin es so leid, hier aufzustehen und den zerstörten Familien da draußen mein Beileid auszusprechen." Immer wieder stockte Kerr die Stimme, mit der Hand schlug er mehrfach auf den Tisch.

Kerr forderte eine strengere Waffenkontrolle in den USA und richtete sich an 50 Senatoren, die das bisher verhindern würden. Der insgesamt achtmalige NBA-Champion spricht sich bereits seit längerem gegen Waffengewalt aus. Sein Vater war 1984 bei einem Terroranschlag in Beirut im Libanon erschossen worden.

Auch US-Basketpall-Profi Damion Lee (Goden State Warriors) zeigte sich von den Ereignissen in Uvalde tief betroffen. Er stellte bei einer Pressekonferenz die rhetorische Frage, wie es sein könne, dass es leichter sei, an eine Waffe zu kommen, als an Baby-Milchpulver. „Das ist unglaublich in diesem Land, in dem wir leben“, spielte der Basketballer auf die aktuelle Lieferkrise für Babynahrung in den USA an.

Papst will Waffenhandel ein Ende setzen

Papst Franziskus hat sich bei der Generalaudienz am Mittwoch über das Massaker an einer Volksschule im US-Bundesstaat Texas erschüttert gezeigt. "Ich habe ein gebrochenes Herz", sagte das Kirchenoberhaupt. Er bete für die Opfer und Hinterbliebenen. "Es ist an der Zeit, dem wahllosem Waffenhandel ein Ende zu setzen! Wir sollten uns alle dafür einsetzen, damit solche Tragödien nie wieder vorkommen", forderte Franziskus am Ende der Generalaudienz.

Österreichs Beileid an die Freunde und Familien der Opfer drückte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) per Twitter aus. Man sei "zutiefst geschockt und traurig", hieß es in dem Tweet.

(APA/dpa)

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