Austin Butlers Vollgasperformance als Elvis Presley ist treibende Kraft dieses Films.
Elvis-Film

Wenn das Becken nicht mehr bebt

Glamourös feierte Baz Luhrmanns Elvis-Bio in Cannes seine Premiere. Wie ein Konzert mit ein paar Zugaben zu viel.

In Jim Jarmuschs Episodenstück „Coffee And Cigarettes”, dessen Ursprungsminiatur 1993 den Kurzfilmpreis in Cannes gewonnen hat, kommt Elvis Presley nicht gut weg. Steve Buscemi spielt einen Kellner, der Spike Lees Geschwister Joie und Cinqué mit abstrusen Theorien über den „King” zutextet. Bis die zwei ihn wissen lassen, was sie vom Rock-Regenten halten: Elvis habe seine Songs von schwarzen Musikern gestohlen. Und daher keine Verehrung verdient.

Hollywood, Cannes und der australische Regisseur Baz Luhrmann („Moulin Rouge“, „The Great Gatsby“) sind anderer Meinung. Luhrmanns Filmbiografie „Elvis“ feierte am Mittwoch glamouröse Premiere an der Côte d'Azur. Pop-Adel wie Kylie Minogue und Shakira schritten nebst Presleys Witwe Priscilla über den roten Teppich. Nach der umjubelten Vorführung umarmte sie Austin Butler, den Hauptdarsteller des Musikspektakels. Der 30-Jährige war zu Tränen gerührt. Butlers Vollgasperformance ist treibende Kraft eines Films, der sich anfühlt wie ein Konzert mit ein paar Zugaben zu viel. Luhrmann startet im Turbo. Und verliert irgendwann die Zielgerade aus dem Blick.

Vorwürfe der „kulturellen Aneignung” gegen Presley sind Luhrmann bewusst. Weshalb er ihm von Anfang an Absolution erteilt. Als Kind in Mississippi springt der göttliche Funke des Gospels auf Elvis über: Der schwarze Pastor selbst spürt den „Spirit“ im schlaksigen weißen Buben. Dann rast der Film im Takt schönster Elvis-Hits und zeitgenössischer Chart-Topper gen Himmel und Hölle. Beim Radioauftritt schlackern die Schenkel des Stars in spe, das Becken bebt bravourös. Presleys Sex-Appeal schickt Schockwellen durchs Publikum – und Glanz in die Augen von Colonel Tom Parker (Tom Hanks mit Schwarte und holländischem Akzent). Der einstige Karnevalkönig wittert den Reiz des Verbotenen. Und dient sich als Manager, Freund und Ausbeuter an.

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