Aktiencheck

Großaktionär Pierer glaubt an Leoni

Leoni produziert unter anderem Kabelsätze und Bordnetzsysteme für die Automobilindustrie.
Leoni produziert unter anderem Kabelsätze und Bordnetzsysteme für die Automobilindustrie.(c) Getty Images (David Hecker)
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Die Sanierung des in Schwierigkeiten steckenden Autozulieferers ist noch nicht abgeschlossen.

Soll man in die Aktie eines Unternehmens mit nur sieben Prozent Eigenkapitalquote, das sich seit drei Jahren in Restrukturierung befindet, investieren? Die Antwort müssen Anleger selbst geben, wobei eines klar sein dürfte: Viel billiger kann das Papier des deutschen Autozulieferers Leoni nicht mehr werden. Vor zwei Wochen wurde mit 7,07 Euro ein 52-Wochen-Tief markiert. Davon hat sich die Aktie nur eine Spur erholt und notiert nun bei ca. 7,8 Euro.

Eine Kauf-Empfehlung gibt es von Analysten nicht – außer von „Börse Online“, aber man könnte sich auf den österreichischen Unternehmer Stefan Pierer verlassen. Der Eigentümer des Motorradproduzenten KTM und Großaktionär bei Pankl Racing glaubt an die Zukunft der Nürnberger Firma, deren Wurzeln bis 1569 zurückreichen: Er hat im Februar seinen Anteil auf über 20 Prozent ausgebaut.

Leoni produziert mit 101.000 Beschäftigten unter anderem Kabelsätze und Bordnetzsysteme sowie Komponenten für die Automobilindustrie. In die Schlagzeilen geriet das Unternehmen, weil die zwei Werke in der Ukraine, wo Kabelbäume produziert werden, kriegsbedingt geschlossen werden mussten. Konzerne wie VW mussten deshalb auch ihre Arbeit unterbrechen.

Der Krieg und die wirtschaftlichen Verwerfungen sind aber nur das jüngste von mehreren Problemen, mit denen Leoni zu kämpfen hat. Als die ganze Branche in Turbulenzen geriet, gab es 2019 eine Gewinnwarnung, und ein im März 2020 auslaufender Schuldschein über 170 Millionen Euro hätte zum Konkurs geführt. Aufgrund eines positiven Fortführungsgutachtens gaben die Banken einen Konsortialkredit. Mit der Pandemie verschlechterte sich die Lage weiter, auch aufgrund der gestörten Lieferketten. Letztlich sprangen Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit einem 330 Millionen schweren Notkredit ein.

Die Lieferkettenprobleme halten an, dazu kommen jetzt drastisch steigende Energiekosten. Im ersten Quartal fiel der Umsatz um sieben Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn von 47 Millionen geht auf den Verkauf eines Firmenteils zurück, ohne diesen hätte es einen Verlust gegeben. Im Vorjahr lag das Minus bei 47,7 Millionen Euro, der Umsatz war allerdings um 23,8 Prozent auf 5,12 Milliarden Euro gestiegen.

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