Marlene Dietrich in „Das Haus der sieben Sünden“, 1940.
Spectrum

Wem gehört der Smoking?

Die Mode queert, sie zeigt, was das ist, und wie es geht – und das schon seit Anfang des vorigen Jahrhunderts. Im Augenblick dreht sich alles um die Übersetzung von weiblich zu männlich.

Mode ist am zutreffendsten als „Crossdressing“, als ein disharmonisches, hartes, verunsicherndes und deshalb reizvolles Gegeneinander-Führen der Kategorien von „weiblich“ und „männlich“ zu verstehen. Was wir zu Gesicht bekommen, ist nicht der authentische Ausdruck eines nicht binären Seins, sondern die Travestien von Geschlechterrollen, welche die Referentialisierung auf ein biologisches Geschlecht, die Naturalisierung von Geschlecht, verunmöglichen. Normative Weiblichkeits- und Männlichkeitsvorstellungen werden parodiert. „Queering“ überschreitet die Normen lustvoll; es findet an der Übersteigerung und Aufgipfelung der Geschlechtsunterschiede Gefallen: „Tomboy“ oder „Unbeschreiblich weiblich“ machten das zum Titel. „Gender“, die soziale Geschlechterrolle, zeigt sich als ein raffiniertes rhetorisches Gebilde und nicht als Ausdruck von Biologie. In der Mode wird „Gender“ spielerisch dekonstruiert, nicht destruiert. In einem Spiel, das Ernst macht.

Die Mode bezieht ihren Reiz nicht daraus, dass sie Unterschiede verwischt oder neutralisiert, und auch nicht darin, dass sie beides, Männlichkeit und Weiblichkeit, quasi synthetisch in einem dritten Geschlecht zusammenführt, das ohne Geschlechtsdifferenz eins und allvereinend wäre, sondern Mode besteht im Aufeinandertreffen von Klischees, in Dissonanzen statt Synthese. Der Mann als Mann als Frau und die Frau als Mann als Frau sind ihre Strategien. Kästchen und Kasten der „Geschlechtsidentität“ werden vorgeführt und mit dem größten Vergnügen durchgestrichen, ohne dass sie dadurch verschwänden.

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