Ein Debüt, das skrupulös um jedes Wort, um jedes Zeichen ringt: Lena-Marie Biertimpel erzählt in „Luftpolster“ vom Leben in einer psychiatrischen Klinik und dem zähen Ringen um Heilung.
Die Baumgartner Höhe. Jugendstilpavillons mit hohen Fenstern und Backsteinmauern. Verschlungene Wege unter Bäumen, die scheinbar immer schon da waren. Die von Otto Wagner mit einer goldenen Kuppel versehene Kirche am Steinhof. Aber auch: der Spiegelgrund. So geschichts- und kunstträchtig ist dieser Ort, dass die Rezensentin bei ihrem ersten Besuch in Wien einen ganzen Nachmittag dort verbrachte, sich darüber wundernd, dass man im Kiosk am Klinikgelände die Zigaretten einzeln kaufen konnte.
Thomas Bernhard hat über das Krankenhaus am Steinhof geschrieben, den Erzähler brachte ein schon in der Jugend erworbenes chronisches Lungenleiden auf die pulmologische Station – nebenan in der Psychiatrie: Wittgensteins Neffe. Und zuletzt hat Angela Lehner die Aura dieses Ortes genutzt: In ihrem gefinkelten Roman „Vater unser“ wird eine junge Frau dort eingewiesen. Sie hat ein Attentat auf einen Kindergarten geplant. Eine mögliche Diagnose: Schizophrenie. Doch stimmt das überhaupt? Und was hat es mit dem Bruder auf sich, der dort schon länger behandelt wird?