Uvalde

Trumps Rezept gegen Schulmassaker: Mehr Waffen an Schulen

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US-NATIONAL-RIFLE-ASSOCIATION-HOLDS-ANNUAL-MEETING-IN-HOUSTON(c) APA/AFP/GETTY IMAGES (Brandon Bell)
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Der Ex-Präsident sprach bei der Jahrestagung der Waffenlobby NRA. Viele Politiker hatten die Teilnahme nach dem Massaker an einer Volksschule in Texas abgesagt.

Ex-US-Präsident Donald Trump will nach dem Massaker in Texas mehr Waffen an Schulen. "Die Existenz des Bösen ist einer der allerbesten Gründe, gesetzestreue Bürger zu bewaffnen", sagte er Freitagabend in Houston bei der Jahrestagung der Waffenlobby NRA. Bewaffnete Sicherheitskräfte und Lehrer könnten solch schreckliche Taten verhindern, meinte Trump. Gleichzeitig herrscht in den USA Empörung über das zögerliche Eingreifen der Polizei.

Die Jahrestagung der NRA fand in Houston nur drei Tage nach dem Massaker statt, das sich am Dienstag rund 450 Kilometer entfernt in einer Volksschule in der Kleinstadt Uvalde ereignet hatte. Einige Politiker und Musiker sagten ihre Teilnahme ab. "Im Gegensatz zu anderen habe ich euch nicht enttäuscht, indem ich nicht aufgetaucht bin", sagte Trump - ohne Namen zu nennen. Vor dem Veranstaltungsgelände protestierten Medienberichten zufolge Tausende Menschen gegen Waffengewalt und die NRA.

Trump las zu Beginn seiner Rede die Namen der 19 Kinder und zwei Lehrerinnen vor, die der 18-Jährige erschossen hatte. Er forderte für jede Schule in den USA Metalldetektoren und eine bewaffnete Sicherheitskraft. Mit "neuen Technologien" solle sichergestellt werden, dass keine unbefugte Person die Schule mit einer Waffe betreten könne. Auch Lehrkräften, die dafür ausgebildet worden seien, sollte das Tragen von Waffen erlaubt sein, sagte Trump. "Es gibt kein einladenderes Zeichen für einen Massenmörder als ein Schild, das eine waffenfreie Zone deklariert." Dies seien die "gefährlichsten Orte".

"Die Bewaffnung von Lehrern ist eine rundum schlechte Idee"

Zahlreiche Experten warnen davor, Lehrkräfte zu bewaffnen. Sie sagen, dies würde Schulen nicht sicherer machen. "Die Bewaffnung von Lehrern ist eine rundum schlechte Idee, weil sie zu zahlreichen Katastrophen und Problemen einlädt", zitierte der Sender NPR den Wissenschaftler Matthew Mayer, der an der Rutgers Universität in New Jersey zu Gewalt an Schulen forscht.

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erschien nicht, wie angekündigt, persönlich bei der NRA-Tagung. Stattdessen schickte der Republikaner ein Videostatement und gab eine Pressekonferenz in Uvalde. Dort geriet er nach den neuen Erkenntnissen über den Ablauf des Polizeieinsatzes gehörig unter Druck und wurde von der anwesenden Presse zu einer Stellungnahme gedrängt. "Ich wurde in die Irre geführt", sagte Abbott. Er habe der Öffentlichkeit die Informationen weitergeben, die ihm nach dem Blutbad geschildert worden seien. "Die Informationen, die mir gegeben wurden, erwiesen sich zum Teil als ungenau, und ich bin absolut wütend darüber."

Schwere Fehler bei Einsatz

Kurz zuvor hatte die Sicherheitsbehörde schwere Fehler bei dem Einsatz eingeräumt. So wurde bekannt, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor den miteinander verbundenen Klassenräumen postiert gewesen waren, in denen der Schütze sich mit den Kindern verschanzt hatte. Sie unternahmen mehr als 45 Minuten lang keine Versuche, in den Raum einzudringen und den Angreifer zu stoppen - der in dem Klassenzimmer die Kinder und Lehrerinnen tötete.

Abbott hatte am Mittwoch mit der Aussage Aufsehen erregt, dass alles hätte noch viel schlimmer kommen können. "Der Grund, warum es nicht schlimmer war, ist, dass die Strafverfolgungsbehörden taten, was sie taten", sagte er. Eltern hatten in den vergangenen Tagen die Polizei für ihr Verhalten immer wieder heftig kritisiert. Nun wurde auch bekannt, dass mehrere Polizeinotrufe aus jenem Klassenraum abgesetzt wurden, in dem sich der Amokläufer mit Kindern und Lehrern verschanzt hatte.

Elfjährige stellte sich tot

Eines der Kinder, das den Notruf gerufen hatte, ist eigenen Angaben nach die elfjährige Miah. Sie schilderte dem Sender CNN die schrecklichen Szenen, die sich in ihrer Klasse abgespielten. Der Schütze sei in das Zimmer gekommen und habe zu einer Lehrerin "Gute Nacht" gesagt und sie erschossen. Er habe dann auf die andere Lehrerin und die Kinder geschossen. Als der 18-jährige Angreifer in den Nachbarraum gegangen sei, habe sie mit einer Freundin das Telefon der getöteten Lehrerin holen können und den Notruf gewählt. Das Mädchen habe sich schließlich mit dem Blut eines toten Klassenkameraden beschmiert, um sich tot zu stellen, berichtete CNN. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass die Polizei bereits im Flur stand, sagte die Elfjährige.

Mit Blick auf mögliche Konsequenzen für den örtlichen Polizeichef sagte Gouverneur Abbott: "Was seinen Beschäftigungsstatus betrifft, so entzieht sich das meiner Kontrolle und ich habe keine Kenntnis davon." Er versprach Aufklärung, sah aber erneut das Problem nicht in den laxen Waffengesetzen in Texas. Ähnlich wie Trump nannte Abbott psychische Erkrankungen als eine Hauptursache für derartige Taten. Deshalb müsse man sich auf das Thema psychische Gesundheit konzentrieren. Texas zählt Untersuchungen zufolge zu den Bundesstaaten mit dem schlechtesten Zugang zu Kliniken oder Praxen für psychische Gesundheit.

(APA/dpa)

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