Kaum ein Palais in der Stadt wird von den Wienern genutzt – außer für Hochzeiten. Das soll sich nun ändern: Das Palais Pálffy soll sich unter seinen neuen Betreibern als Ort der Kultur etablieren. Auch die Familie Liechtenstein bemüht sich, die Wiener mehr in ihr Gartenpalais zu holen. Und im Garten des Palais Auersperg kann man den Sommer über unter anderem Yoga machen.
Sie als „historisch“ zu bezeichnen ist keinesfalls falsch. Nobel passt wohl ebenso. Und sehr häufig auch: für die Allgemeinheit im Normalfall verschlossen.
Letzteres aber ändert sich gerade. Zumindest gibt es Bemühungen, um einige Wiener Palais – die meisten wurden einst als Wohnsitz für adelige Familien entworfen, nach denen sie in der Regel auch benannt wurden – zu öffnen und für eine etwas breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Wie etwa das Palais Pálffy. Im ersten Bezirk vis-à-vis der Nationalbibliothek gelegen, wirkt es von außen eine Spur weniger prunkvoll als viele andere Innenstadt-Palais. Dennoch würde kaum jemand vermuten, wie vielfältig das historische Gebäude schon jetzt innen genutzt wird. Für Andreas Huber ist es überhaupt „das bunteste Palais, das ich kenne“. Denn in welchem anderen Palais gibt es Büros (gut, es gibt Bunteres als Büros), eine Tanzschule, einen Club („Sechser“) und sogar einen Boxverein?
Huber jedenfalls, im Kulturbereich als Kommunikator tätig, ist nun angetreten, um das Palais Pálffy gemeinsam mit dem Hotelier Andreas Purtscher (Hotel Zeitgeist) und dem Gastronomen Zoran Djurovic noch etwas bunter – und vor allem auch: zugänglicher – zu machen: Vor Kurzem haben die drei Herren den ersten Stock des Palais übernommen und renoviert. Künftig sollen hier Veranstaltungen stattfinden. Und zwar nicht nur Hochzeiten oder Empfänge im gehobenen Rahmen – die Klassiker, für die manch anderes Palais stunden- oder tageweise für eine geschlossene Gesellschaft zugänglich wird.
Das Palais Pálffy soll nun Ort für eine ganze Bandbreite an Veranstaltungen werden: Konzerte, ob nun klassisch oder nicht (am 1. Juni gastieren die Herren der Jazzformation Café Drechsler bei freiem Eintritt hier), Lesungen, Kabarettabende. Für den Herbst hat sich etwa schon der Männergesangsverein eingemietet. „Breit aufstellen“ will man sich, sagt auch Hotelier Andreas Purtscher, „es geht eigentlich alles“ (Hochzeiten und Firmenfeiern selbstverständlich auch).