Das Festival zeigte neue ukrainische Filme und sammelte Geld. Beim russischen Kulturboykott schieden sich die Geister.
Manchen Cannes-Besuchern stockte letzte Woche das Blut in den Adern, als der Himmel über der Croisette plötzlich vom Wummern tieffliegender Militärjets erschüttert wurde. Doch die Kondensstreifen-Trikolore, die danach in den Wolken hing, gab augenfällig Entwarnung. Es handelte sich nur um einen PR-Stunt: Eine Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe lieferte so den patriotischen Theaterdonner für die Premiere des Tom-Cruise-Fliegerfilms „Top Gun 2“.
Am Mittwoch wurde das Festival dann vom heulenden Klang einer Luftschutzsirene erfüllt. Dieser hatte schon eher mit Krieg zu tun. Dennoch schreckte er weniger Menschen auf: Das Team des ukrainischen Films „Butterfly Vision“ hatte den akustischen Protest vorab angekündigt. Auf der Freitreppe vor der Salle Debussy entrollte es ein Plakat mit dem Schriftzug: „Russians kill Ukrainians. Do you find it offensive or disturbing to talk about this genocide?“ Dazu Tafeln, auf denen „Sensitive Content“ stand.