Teuerung

Wifo rechnet mit höherer Inflation als erwartet

Wifo-Chef Felbermayr fordert Strategie, falls Gas-Embargo kommt.
Wifo-Chef Felbermayr fordert Strategie, falls Gas-Embargo kommt. APA/HANS PUNZ
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Wifo-Chef Felbermayr rechnet mit einer Teuerung im Jahresschnitt von 6,5 Prozent und warnt vor einem „Gas-Chaos“.

Wien. Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Gabriel Felbermayr, warnt vor einem Chaos im Herbst in Österreich, wenn nicht jetzt von der Bundesregierung festgelegt wird, wie im Fall des Falles eines Lieferstopps Russlands Gas rationiert und verteilt werden soll. Zudem erhöht das Wifo seine Inflationsprognose für heuer von 5,8 auf 6,5 Prozent, so Felbermayr am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“.

„Wir könnten besser informiert sein“, sagte der Ökonom auf die Frage, was er von den Plänen der türkis-grünen Bundesregierung zu einer womöglich notwendigen Gasrationierung und -verteilung wisse. „Wir wissen auch nicht wirklich Bescheid über Details.“ Es sei aber dringend und jetzt festzulegen, wie eine Energielenkung vorgenommen werden könnte. „Da ist die Gefahr, dass wir im Herbst Chaos erleben.“
Aus der Sicht Felbermayrs sollen prioritäre Sektoren – zuallererst und ohne Einschränkungen Haushalte, Gas in der Strom- und Lebensmittelproduktion, Krankenhäuser, soziale Dienste – festgelegt werden und innerhalb der Sektoren müsse klargestellt werden, wie dort verteilt wird. Hier könnte etwa mit Auktionen vorgegangen werden, schlug Felbermayr vor.

„Wenn man glaubt, in der Hitze des Gefechts die Verteilung demokratisch festzulegen, dann wird man sich wundern“, sagte Felbermayr. „Wer soll denn dann abgedreht werden in welcher Branche?“, fragte er in Richtung Regierung. Zu sagen, „jeder kriegt 30 Prozent weniger, wäre volkswirtschaftlich gar nicht gut. Die Kosten werden viel höher, wenn die Rationierung des Gases im Chaos endet“, warnte der Wifo-Chef und mahnte Vorbereitungen jetzt ein, da es natürlich viele Fragen rund um etwaige Auktionen gebe.

Bekomme ein Sektor etwa zehn Prozent weniger Gas, gehöre überlegt, wo dieses innerhalb des Sektors eingespart werden soll. Und dazu brauche es Begleitmaßnahmen bei den Versteigerungen, dass nicht liquidiätsschwache, aber wichtige Unternehmen leer ausgingen. Für die Liquidität seien auch Banken gefragt, so Felbermayr.

Aufgrund der hohen Inflation müsse darüber nachgedacht werden, Sozialleistungen auch unterjährig anzupassen. Überhaupt sprach sich Felbermayr dafür aus, Sozialleistungen wie Familienbeihilfe, Mindestsicherung und Pflegegeld zu indexieren und automatisch an die Inflation anzupassen, da „wir nicht wieder zurückkommen zu den niedrigen Raten, die wir gewohnt waren“. Gegenfinanzierung könne eine Erbschaftssteuer sein, die in Österreich als „heilige Kuh“ behandelt werde.

Öl-Pipeline durch Russland

Beim Öl bekräftigte Felbermayr den Wifo-Standpunkt, der besagt, dass anstatt eines Embargos besser mit Importzöllen für Neugeschäfte vorgegangen werden solle. An russischem Rohöl hänge man in Österreich nur indirekt über Produkte aus Deutschland. Viel wichtiger für Österreich ist Rohöl aus Kasachstan. Das kommt über das Territorium Russlands. „Und wenn die Russen das nicht mehr zulassen aufgrund eines Embargos, dann hätten wir in Österreich ein Problem.“ Ein Ölembargo gegen Russland würde die Teuerung jedenfalls um weitere 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte steigen lassen, so der Ökonom. (APA)

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